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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0170
Heinrich Bücheler

tecteur« verlieh, erbaute Großbayer alle bedeutenden Bauwerke dieser Zeit in Hohen-
zollern14.

Die rege, vor allem sakrale Bautätigkeit Großbayers in den hohenzollerischen Territorien
dürfte auch Franz Josef Marmon (1724- nach 1776) zugute gekommen sein und ihm Aufträge
, Arbeit und Brot gebracht haben. Dieser Maler Marmon, jüngster der sieben Kinder des
Oberamtmanns Johann Balthasar, kann als der erste künstlerische Repräsentant der Familie
Marmon in Deutschland angesehen werden. Seine Werke wurden seinerzeit wohl noch ganz
dem Handwerk zugerechnet und sind heute nicht mehr nachweisbar, obwohl er langjähriger
Gehilfe des Andreas Meinrad von Ow war 15. Im Jahre 1773 erhielt Franz Josef Marmon, zusammen
mit einem Franz Knupfer, den Auftrag der Stadt Haigerloch, das Rathaus auszuzie-
ren; dieses Rathaus wurde jedoch später abgerissen16. Jedenfalls war es ein Glücksfall, daß die
Lebenszeit des »Malers Marmon« fast ganz in die Regierungszeit des kunstsinnigen Fürsten
Joseph Friedrich und in die Schaffenszeit Großbayers sowie des Kunstmalers Andreas Meinrad
von Ow fiel. »Eine Kunstatmosphäre von intensiver Stärke herrschte im damaligen Haigerloch
; sie wird frühzeitig auf das künstlerische Empfinden Marmons eingewirkt haben«17,
wurde noch 1925 festgestellt.

In der dritten Generation der Marmons in Haigerloch - wir sind jetzt bereits im 18. Jahrhundert
- dominierte aber insgesamt das geistliche Element. Von den sieben Kindern des
Oberamtmanns Johann Balthasar wurde der älteste Sohn Franz Xaver Marmon (1712-1769)
vom Magistrat der Stadt zum Benefiziat und Curator der Oberstadtkirche ernannt; später
trat er indes in württembergische Dienste. Der Sohn Johann Balthasar Marmon (geb. 1717),
R.D. theol. moral. et jur., wurde Pfarrer in Randegg; leider ist über ihn nichts weiter bekannt.
Sicher wird auch von den vier Töchtern die eine oder andere den Schleier genommen haben.
Die Familie indes pflanzte der Maler Marmon fort, von dem wir wissen, daß er am 21.11.1756
die Ehe mit Katharina Schullian einging, die ihm dann 11 Kinder schenkte, fünf Söhne und
sechs Töchter. Der Fortbestand der Familie war damit für zwei Jahrhunderte gesichert.

In der vierten und fünften Generation, im Ubergang von 18. zum 19. Jahrhundert, traten
dann in der Familie die Handwerker am stärksten hervor. Der Barbierer Franz Xaver Fidelis
Marmon (geb. 1761) heiratete 1786 eine Sabine Schenk und wanderte mit ihr nach Ungarn
aus. Es ist möglich, ja wahrscheinlich, daß die Marmons sich auch in Ungarn und Siebenbürgen
fortgepflanzt haben. - In Haigerloch hingegen tat dies der Schneidermeister Johann Balthasar
Marmon (1763-1834) mit seiner Gattin Franziska Laubis. Er hatte zwei Söhne und
zwei Töchter, von denen der ältere Sohn, Sebastian Marmon (1790-1872), wieder ein Schneidermeister
, die Familie Marmon ins 19. Jahrhundert brachte.

Wie in der zweiten Generation gab es in der sechsten wieder mehr Söhne als Töchter, von
denen der älteste Sohn dann die Familie Marmon auf den theologischen Kulminationspunkt
führte. - Josef Marmon wurde am 4. März 1820 in Haigerloch geboren. Nach Besuch des
Gymnasiums zu Rottweil und Sigmaringen und Studium der Theologie in Tübingen und
Freiburg trat er 1843 ins Priesterseminar St. Peter ein und empfing am 31.8.1844 die Priesterweihe
durch Erzbischof Hermann von Vicari. Die 41 Jahre priesterlichen Wirkens von Josef
Marmon wurden in den Badischen Biographien später ausführlich gewürdigt: »In den ersten
12 Jahren war er in seiner Heimath Hohenzollern thätig, und zwar als Kaplan in Veringen-
dorf und Pfarrer in Empfingen. - In dieser ersten Periode entfaltete er neben seiner spezifisch
seelsorgerlichen auch eine literarische und journalistische Thätigkeit. - An der Herausgabe

14 Ebda. S. 584 f. Über Großbayer insgesamt: Eckart Hammann-Karl Werner Steim: Christian
Großbayer. 1718-1782. Ein Hohenzollerischer Baumeister des Spätbarock. Sigmaringen 1982.

15 Hodler (wie Anm. 9) S. 588

16 Stadtarchiv Haigerloch, Stadtgerichtsprotokolle von 1773. Frdl. Mitteilung von Herrn Karl Werner
Steim.

17 Wie Anm. 2.

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