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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0172
Heinrich Bücheler

Instrument der deutschen Sprache bildhaft und wirkungsvoll in den Dienst der Kirche stellen
konnten.

Franz Xaver Marmon (1832-1878), der zwölf Jahre jüngere Bruder des Freiburger Dom-
capitulars, und Peter Lenz, der nachmalige Pater Desiderius Lenz, O.S.B, in Beuron, standen
sich seit Geburt räumlich, zeitlich und weltanschaulich nahe. Franz Xaver Marmon wurde
am 1. Februar 1832 in Haigerloch als Sohn des Schneidermeisters Sebastian Marmon und seiner
Ehefrau Kleopha Müller geboren. Peter Lenz, sein »Freund und Kunstgenosse« (F. X.
Hodler), kam nur sechs Wochen später und einige Häuser weiter zur Welt, am 12. März 1832,
als Sohn des Tischlermeisters Christian Lenz und seiner Ehefrau Magdalena. Im Kampf um
die kirchliche Kunst blieben beide Haigerlocher sich lebenslang verbunden. Der erste Bildhauer
in der Familie Marmon lernte zunächst im Atelier des Bildhauers und Malers Nepo-
muk Meintel (1816-1872) in Horb am Neckar20.

Diese renommierte Werkstätte war ganz auf christliche Kunst spezialisiert. Seine akademische
Ausbildung erhielt Franz Xaver Marmon dann 1851/52 bei Max Ritter von Widen-
mann (1812-1895) an der Münchner Akademie. Widenmann war 1836-1839 in Rom Schüler
von Thorwaldsen gewesen. Dieser dem Vorbild des Praxiteles nacheifernde Däne und Großmeister
des Hochklassizismus übte starken Einfluß auf die gesamte bildende Kunst des
19. Jahrhunderts aus, mit seiner Christusfigur von 1828 für die Kopenhagener Frauenkirche
ganz besonders auf die sakrale Kunst. Von 1848 bis 1887 unterrichtete Widenmann, von König
Ludwig I. besonders gefördert, an der Münchner Akademie und hat in dieser langen Zeit
»zahlreiche Schüler herangebildet«21. Bei Prof. Widenmann in München traf Franz X. Marmon
1851/52 auch wieder mit seinem Haigerlocher Freund und Jahrgangskameraden Peter
Lenz zusammen, der den Unterricht Widenmanns von 1850 bis 1857 besuchte.

Mit 25 Jahren schloß Franz X. Marmon seine Ausbildung ab und eröffnete ein Kunstatelier
in Hechingen. Im Hohenzollerischen Wochenblatt Nr. 87 vom 9.8.1857 erschien folgende
Notiz: Bildhauer Marmon in Hechingen. Der Unterzeichnete beehrt sich, der Geistlichkeit
und allen Freunden der Kunst sich zur Übertragung von kirchlichen Kunstarbeiten wie
Altäre, Statuen aller Art (Heiligenbilder usw.) sowohl in Stein und Gips als in Holz zu empfehlen
und verspricht nicht nur solide Arbeit, sondern auch den Anforderungen eines echten
Kirchenstils zu satisfacieren. Seine Qualifikation hierzu glaubt er sich durch mehrjährige Studien
auf der Münchner Akademie und durch praktische Übungen bei tüchtigen Künstlern erworben
zu haben. Er hegt deshalb die Hoffnung, dass durch zahlreiche Bestellungen einem
aufstrebenden jungen Künstler Gelegenheit geboten wird, seine Befähigung zu zeigen. Bildhauer
Marmon.

Franz X. Marmons Bildhauer-Tätigkeit in Hechingen dauerte indes nur wenige Monate.
Denn schon 1858- das genaue Datum ist nicht bekannt - eröffnete er seine Kunstwerkstatt in
der Gorheimer Straße in Sigmaringen. Der »genius loci« direkt unterhalb des hochangesehenen
Franziskanerklosters Gorheim im Oberen Donautal, insbesondere aber die Nähe des katholischen
Oberschwabens mit seinen großen Kirchen und Klöstern, mag für diesen Standortwechsel
von Hechingen nach Sigmaringen bestimmend gewesen sein. Der Werkstattgründung
in Sigmaringen folgte dann schon ein Jahr später die Familiengründung: 1859 ging
Franz X. Marmon die Ehe ein mit Agatha Pfriemer, die ihm dann im Laufe derl 870er Jahre
sechs Kinder schenkte, vier Söhne und zwei Töchter, Nach zweihundert Jahren der Familie
Marmon in Haigerloch, mit ihren Amtmännern, Schultheißen, Stadtschreibern und Theologen
, begann 1859 das Jahrhundert der Marmons in Sigmaringen, worin dann besonders die
Bildhauer hervortraten.

20 Allg. Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich
Thieme und Felix Becker. Hrsg. von Hans Vollmer. 24. Bd. Leipzig 1930, S. 124. - Hinweise im Text:
Thieme-Becker.

21 Ebda. 35. Bd., Leipzig 1942, S. 142.

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