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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0173
Handwerker, Bildhauer und Theologen

Das Unternehmen florierte rasch, vor allem durch kirchliche Aufträge: »Zahlreiche Altäre
in Hohenzollern, Baden, Württemberg, der Schweiz usw.«, heißt es bei Thieme-Becker. In
der einschlägigen Presse Hohenzollerns in den folgenden zwei Jahrzehnten wurde das sakrale
Kunstschaffen Marmons immer wieder gewürdigt, so im Hohenzollerischen Wochenblatt
Nr. 3 vom 8.1.1862: Der strebsame junge Künstler, Hr. Bildhauer Marmon, hat vergangenen
Monat einen neuen Hochaltar in der sonst ärmlich ausgestatteten Pfarrkirche zu Trillfingen
im mittelalterlichen Style aufgestellt, der einen bedeutenden Fortschritt des schon früher berühmten
Meisters beurkundet... Damit man nicht glaube, unser Unheil sei ein einseitiges
oder parteiisches, erlauben wir uns das Urtheil des rühmlichst bekannten Baurats Laur über
diesen Altar anzufügen: »Der Altar«, so lautet sein technisches Gutachten, »wird sowohl hinsichtlich
der Anwendung guten Materials, als auch bezüglich der Architectur, der plastisch gebildeten
Figuren, der Polychromie derselben, und der Fassung des Altars als meistermässig,
kunstgerecht und vollkommen gelungen bezeichnet«. - Ähnlich wurde im Juli 1867 in den
Hohenz. Blättern Nr. 166 über einen Altar für die Kirche in Mühringen berichtet. Und über
die beiden Nebenaltäre, welche Franz X. Marmon für die 1863 in gothischem Style erbaute
Kirche zu Veringenstadt schuf, urteilten die »Hohenz. Blätter« Nr. 156 vom 11.7.1868 im abschließenden
Satz: Man ist der Ansicht (die auch Sachkenner theilen), dass kaum in einer Kirche
Hohenzollerns ein neues Altarwerk zu finden sei, das diesen beiden Nebenaltären an die
Seite gestellt werden dürfte.

Wie angesehen die Gorheimer »Werkstätte für christliche Kunst« Franz X. Marmons in
Fachkreisen ganz Südwestdeutschlands und darüber hinaus war, beweist die Auftragserteilung
des Kathol. Oberstiftungsrates in Karlsruhe vom Januar 1870 zur Restaurierung des
1469 von dem Ulmer Maler Hans Schüchlin geschaffenen sog. Tiefenbronner Hochaltars.
Über dessen Restaurierungsgeschichte wurde an der Universität Heidelberg eine Magisterarbeit
geschrieben. Darin ist das Gutachten des Fachmannes im Kathol. Oberstiftungsrat,
Williard, enthalten, worin es u.a. heißt, dass der äusserst kunst- und werthvolle Hochaltarschrein
, der den schönsten Überlieferungen mittelalterlichen Kirchenschmuckes beigezählt
werden darf, von Alter und Wurmfrass stark gelitten hat... Von den Meistern, welche Voranschläge
eingereicht haben, glauben wir... nur die Bildhauer Marmon in Sigmaringen und
Meintelin Horb als dieser Aufgabe gewachsen bezeichnen zu können. - Am 2.11.1870 berichtete
der Kathol. Stiftungsrat an das Erzbischöfliche Ordinariat: Die Arbeit ist nun zur völligen
Zufriedenheit... stilgetreu und prachtvoll vollendet, sodass sich die Gemeinde freut, einen
solchen herrlichen Altar zu besitzen12. - Der Tiefenbronner Altar war gewiß die wichtigste
Restaurierungsarbeit des ersten Bildhauers aus der Familie Marmon. Er hat aber auch selbst
neue sakrale Kunstwerke geschaffen, auf welche Thieme-Becker besonders hinweist: »Sein
bestes Werk: Altar im Münster zu Freiburg i.Br. mit Relief Kreuzabnahme (1869); ebda ein
Altar im Chorumgang: Maria Immaculata (1875)«.

Der Werkstattgründer Franz X. Marmon war auf der Höhe des Erfolgs und der Schaffenskraft
, als er am 1. August 1878 auf der Rückfahrt von der Weltausstellung in Paris auf dem
Offenburger Bahnhof 46jährig vom Herztod ereilt wurde. Die Bestürzung in den Kunstkreisen
Südwestdeuschlands war groß. Der Badische Beobachter aus Freiburg schrieb: Mehr
denn 200 grössere und kleinere Arbeiten an Altarwerken, Kanzeln und Chorstühlen etc. hat
er seit Gründung seines Geschäftes vor ca. 20 Jahren aufgestellt. In und ausser Deutschland,
namentlich auch in der Schweiz, prangt unseres Künstlers Name an den plastischen Schöpfungen
neu erbauter Kirchen. Selbst nach Indien hat er ein Altarwerk geliefert. Marmon war

22 Ramona Thiede-Seyderhelm: Der Tiefenbronner Hochaltar von Hans Schüchlin 1469. Dokumentation
seiner Restaurierungsgeschichte: Magisterarbeit der Universität Heidelberg, o.J., S. 36/37 und
S.38.

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