Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0188
Johannes Werner

Schau-Spiel, aber gerade das hat seinen Sinn, und zwar genau denselben, den das Mönchtum
überhaupt hat: Vor-Spiegelung, Voraus-Spiegelung der himmlischen Liturgie zu sein, Kult als
Abglanz der Glorie. Herrlich das Unpersönliche daran - die strenge Anonymität der Mönche
, die stellenweise noch durch das Hochschlagen der Kapuzen vertieft wurde. Sie sind nur
mehr Gestalt und Stimmen. (...) Nach dem langen Amt war ich keineswegs erschöpft, sondern
erquickt und gestärkt wie seit langem nicht«37. Dieses Glücksgefühl teilte die Besucherin
, als vorläufig letzte, mit allen, die vor ihr gekommen und gegangen waren.

Die lange Reihe der Besucher, die über Beuron schrieben, und die noch längere derer, die
es nicht taten, liefern den Beweis dafür, daß das Kloster der Benediktiner nicht, wie sein Vorgänger
, »ohne Bedeutung«38 blieb. Schon durch seine landschaftliche Lage zog es ein Publikum
an, das erst jetzt, im 19. Jahrhundert, für deren >romantische< Reize empfänglich wurde.
Mehr noch als diese Lage des Klosters wirkte allerdings es selbst: durch seine Kunst, seine Liturgie
, ja durch das ganze Leben in seinen Mauern, das sich von dem Leben außerhalb so
gründlich unterschied39. Hier drinnen ließ sich finden, was man draußen vermißte; etwa
Schönheit, Ruhe und Frieden, Ordnung und Sinn. Klöster waren immer Orte, an denen sich
eine Sehnsucht zu erfüllen schien40. Zu ihnen, und zu den wichtigsten unter ihnen, hat auch
Beuron gehört.

37 Ebd.

38 Vgl.Anm.l.

39 Dabei spielte sicher eine Rolle, daß das Kloster von der Welt zwar abgeschieden, aber - dank der Eisenbahn
- dennoch schnell und leicht erreichbar war; vgl. hierzu die zitierten Werke von Verkade, Jörgensen
, Goebbels, Weiß und Kolb.

40 Vgl. Johannes Werner (Hrsg.): Vom mönchischen Leben. Geschichte einer Sehnsucht. Frankfurt
a.M./Leipzig 1992.

174


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0188