Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0209
Besprechungen

fach, indem sie ein von anderen bereits entwickeltes inhaltliches Schema auf ihren Untersuchungsgegenstand
angewendet hat, also gleichsam mit einer Schablone in der Hand (bzw. im
Kopf) zur Sache ging. Wolf gang von Hippels 1984 erschienene Untersuchung zur württembergischen
Auswanderung bildet für die Autorin den hauptsächlichen Bezugsrahmen. So
handelt sie das Thema in zum Teil sehr kurzen Kapiteln stark schematisch ab, klammert sich
an Statistik, beschreibt und schildert sehr wenig.

Im zweiten Teil ihrer Arbeit (Seite 82-98) präsentiert Barbara Waibel Dokumente zur
Auswanderung. Doch deren sind es nur sehr wenige, und die Auswahl scheint eher zufällig
und willkürlich zu sein - etwa nach dem Motto: »Hauptsache irgendwas«. In den Gemeindearchiven
befinden sich doch zahlreiche beeindruckende Auswanderungsdokumente. Warum
hat die Autorin nicht aus diesem reichen Schatz geschöpft? Hat sie bei ihren Nachforschungen
überhaupt je ein Gemeindearchiv betreten? Das Quellenverzeichnis sollte uns darüber
Auskunft geben - doch leider Fehlanzeige: Keines vorhanden. Dem Abkürzungsverzeichnis
und den Fußnoten können wir schließlich entnehmen, daß die Autorin an Archivunterlagen
lediglich die Auswandererakten des Staatsarchivs Sigmaringen eingesehen hat. Die Gemeindearchive
als Forschungsquelle hat sie schlichtweg ignoriert - für eine Studie dieser Art ein
nicht zu rechtfertigendes Versäumnis. Wen wunderts dann also, daß z.B. die im 19. Jahrhundert
sehr häufig praktizierte Auswanderung mit finanzieller Unterstützung der Heimatgemeinde
für Barbara Waibel praktisch kein Thema ist.

Auch die im dritten Teil der Arbeit (Seite 99-156) enthaltene, von der Autorin für die 15
Heubergorte zusammengetragene Auswandererliste (814 Einzelpersonen oder Familien)
kam gänzlich ohne die Erhebung der in den Gemeindearchiven schlummernden Daten zustande
. Grundlage bei der Erhebung waren lediglich die Akten des Staatsarchivs Sigmaringen
und Werner Hackers Sammlungswerk »Auswanderung vom Oberen Neckar nach Südosteuropa
im 18. Jahrhundert«. An die Benutzung des Hauptstaatsarchivs in Stuttgart hat die Autorin
wohl ebenfalls überhaupt nicht gedacht.

Hinsichtlich den Auswanderungsphasen und der Wanderungsstruktur stellt Barbara Waibel
zusammenfassend eine Übereinstimmung mit den Ergebnissen Wolfgang von Hippels
fest, die dieser für Württemberg erzielt hat. Natürlich versäumt es die Autorin dabei auch
nicht, auf die Auswirkungen der territorialen Zugehörigkeit (vorderösterreichisch bis 1806)
auf die Auswanderung einzugehen. Alles in allem kann eine solche Regionalstudie natürlich
nie mit großartigen neuen Erkenntnissen aufwarten. Man könnte sagen, die Ergebnisse sind
nur ein wichtiges Nebenprodukt. Im Zentrum des Interesses steht vielmehr der Weg dorthin:
das Rekonstruieren und Durchschauen des von Menschen konkret Gelebten und Erlebten,
das kundige Verknüpfen von Fäden, einhergehend mit Schilderungen und Beschreibungen.
Leider hat die Autorin diese Chance, wie sie nur die Ausarbeitung einer Regionalstudie bietet
, viel zu wenig genutzt.

Balingen Hans Schimpf-Reinhardt

Für die Sache der Freiheit, des Volkes und der Republik. Die Revolution 1848/49 im Gebiet
des heutigen Landkreises Sigmaringen. Hg. v. Landkreis Sigmaringen. Sigmaringen:
Thorbecke 1998. 352 S. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen,
Bd. 7).

Es ist nur zu begrüßen, daß die intensive Beschäftigung mit revolutionären Ereignissen der
Jahre 1848/49 sich auch im lokalen und regionalen Rahmen niederschlägt. Die starke Verwurzelung
und Verbreitung revolutionären Gedankengutes in Baden ist bekannt, und auch die
Nachbarstaaten Württemberg und Hohenzollern haben ihren Anteil daran gehabt, wenn auch

195


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0209