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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0218
Neues Schrifttum

hinaus, wie wichtig ein solches Unternehmen für die Aufarbeitung von Stadtgeschichte
sein kann.

Köln Wolfgang Schaffer

Rudolf Lill, Michael Kißener (Hgg.): 20. Juli 1944 in Baden und Württemberg. Konstanz:
Universitätsverlag Konstanz 1994. 242 S., Abb.

Widerstand im Dritten Reich - das ist mehr als ein beliebiges Thema der Geschichtswissenschaft
: Das ist geradezu ein Stück bundesrepublikanischer Identität. Ganz im Zentrum der
Widerstandsforschung stehen die Personen, die sich um die Ereignisse des 20. Juli 1944 gruppieren
, allen voran Oberst im Generalstab Claus Schenk Graf von Stauffenberg, über welchen
seit einigen Jahren sogar ein Tatsachenroman vorliegt - Paul West, The Very Rieh
Hours of Count von Stauffenberg, Woodstock, New York 1989. Während also die Forschungslage
zu den Hauptakteuren gut und die Literatur zu ihnen reichlich vorhanden ist,
haben die Widerständler im zweiten und dritten Glied noch wenig Beachtung gefunden -
jene Männer, die von den leitenden Köpfen des Widerstands dazu ausersehen wurden, in einem
Deutschland nach Hitler in leitende Position aufzurücken. Es ist das Verdienst vorliegender
Veröffentlichung, den Blick auf diejenigen unter ihnen zu lenken, die sich in Baden
und in Württemberg hierfür bereit hielten: So unternimmt es Michael Kißener, die Karlsruher
Widerstandsgruppe um Reinhold Frank zu untersuchen (S. 19-60) - letzterer, 1896 in
Bachhaupten bei Ostrach, Landkreis Sigmaringen, geboren und im Sigmaringer Konvikt erzogen
, war Jurist, Zentrumsmann und Karlsruher Kommunalpolitiker. Ihm wäre die Aufgabe
zugefallen, in dem nachnationalsozialistischen Deutschland eine badische Regierung zu
organisieren. Am 12. Januar 1945 wurde er zum Tode verurteilt und am 23. Januar hingerichtet
. In dem Beitrag von Joachim Scholtyseck über die entsprechenden Gegebenheiten in
Württemberg geht es vor allem um Eugen Bolz, den vormaligen württembergischen Staatspräsidenten
(1923-1933), der sich bereit gefunden hatte, nach dem geglückten Putsch das
Amt des Kultusministers zu übernehmen. Er kam am 21. Dezember 1944 vor den Volksgerichtshof
und fand ebenfalls am 23. Januar 1945 den Tod. Neben Bolz waren mehrere führende
Angestellte der Firma Robert Bosch (insbesondere Albrecht Fischer und Hans Walz) dazu
bestimmt, in der Wirtschaftspolitik einer neuen, nazi-freien Regierung eine tragende Rolle zu
spielen. Durch geschicktes Taktieren und durch gute Beziehungen konnten sie sich das Leben
retten. Ein dritter Beitrag aus der Feder von Hugo Ott befaßt sich mit dem »Freiburger
Kreis« - in Anführungszeichen, weil es sich um mehrere Gruppierungen handelte, Gruppierungen
, die sich im Bannkreis der Universität und der Bekennenden Kirche bewegten; hierzu
gehörten Männer, deren Namen uns auch heute noch vertraut sind: der Theologe Helmut
Thielicke, der Rechtshistoriker Erik Wolf, und nicht zuletzt der Freiburger Historiker Gerhard
Ritter. Als die sicherlich bedeutsamste Aktivität dieser (und noch weiterer) Männer darf
das Abfassen zweier Denkschriften gelten, die als Orientierungsgrundlage für eine zukünftige
Regierung ohne Hitler hätten dienen können. Als maßgeblicher Verfasser geriet Gerhard
Ritter in die Klauen der Gestapo, kam jedoch mit einer Gefängnisstrafe davon.

Alle drei Aufsätze sind gespickt mit Einzelheiten und Personennamen, die nicht alle jedermann
geläufig sind. Deshalb sind die anschließend zusammengestellten 39 biographischen
Skizzen der wichtigsten Handlungsträger zur raschen Orientierung äußerst nützlich (S. 155-
207, verfaßt von Klaus Eisele). Abgerundet wird der Band durch eine Literaturübersicht zum
20. Juli 1944, in welcher eine Auswahl der zwischen 1984 und 1993 erschienen, einschlägigen
Veröffentlichungen aufgelistet ist (S. 209-240, zusammengetragen wonAngela Borgstedt und
Jochen Meyer).

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