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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0018
Paul Münch

rion Gräfin Dönhoff u, eines Christian Graf von Krockow12, eines Wolf Jobst Siedler13
. Selbst Rudolf Augsteins hämische Abrechnung mit dem Friedrichbild der
Deutschen14 spiegelt noch etwas von der zwischen Faszination und Abscheu
schwankenden Haltung der Deutschen zu Preußen und seinem größten König.

Es sind gerade 150 Jahre her, daß die beiden souveränen zollerischen Fürstentümer
Sigmaringen und Hechingen als Hohenzollerische Lande dem preußischen
Staat einverleibt wurden. 1850 waren die Bewohner dieser Duodezländchen ungefragt
zu Preußen geworden, Angehörige eines fernen und großen Staates, mit dessen
Konjunkturen sie fünfundneunzig Jahre, bis zum Ende der Nazidiktatur, verbunden
blieben15. Dieser Anlaß regt zum Fragen an: Wie ging man nach 1850 mit
der neugewonnenen preußischen Identität um? War man stolz auf den Anschluß an
den mächtigsten deutschen Staat oder fühlte man sich, wie die Nachbarn mitunter
höhnisch meinten, als Mußpreußen, die sich nur widerwillig der neuen Obrigkeit
fügten? Ging mit dem Ubergang an Preußen die frühere hohenzollerische Identität
verloren oder blieb sie eine geheimer, vielleicht gar konkurrierender Bezugspunkt,
an den man sich weiterhin gebunden fühlte?16 Was bedeutete für die Bewohner Ho-
henzollerns die Teilnahme an den Kriegen Preußens im Jahre 1866, was die Aufwertung
Hohenzollerns zum Kaiserstammland nach der Reichseinigung 1870/71 ? Wie

11 Preußen - Maß und Maßlosigkeit. Berlin 1987.

12 Preussen. Eine Bilanz. Stuttgart 1992.

13 Abschied von Preußen. Berlin 1991.

14 Rudolf Augstein: Preußens Friedrich und die Deutschen. Frankfurt a. M. 1968 (Neuausgabe
: Fankfurta.M 1981).

15 Vgl. generell: Maren Kuhn-Rehfus: Die Integration Hohenzollerns in Preußen. In: Expansion
und Integration. Zur Eingliederung neugewonnener Gebiete in den preußischen
Staat. Hg. von Peter Baumgart. Köln und Wien 1984. S. 299-325; Eberhard Gönner:
Hechingen in preußischer Zeit. In: 1200 Jahre Hechingen. Beiträge zur Geschichte, Kunst und
Kultur der Stadt Hechingen. Hechingen 1987. S. 99- 116; Karl Werner Steim: Haigerloch in
preußischer Zeit (1850 - 1945). Haigerloch 1994; Preußen in Hohenzollern. Begleitband zur
Ausstellung in Sigmaringen 1995 (wie Anm. 6), hierin besonders: Albrecht Krause: Antiquarische
Geschichte, ebd., S. 199-212; Fritz Kallenberg (Hrsg.): Hohenzollern. Stuttgart
u.a. 1996, insbesondere S. 155-282; Otto H. Becker: Vor 150 Jahren wurde Hohenzollern
preußisch. In: Schwäbische Heimat 51 (2000) S. 271 - 279.

16 Vgl. hierzu die bekannten Anekdoten, welche das Verhältnis zu Preußen ins humoristische
Visier nehmen, etwa die Geschichte jenes hohenzollerischen Geistlichen, der nach dem
Anschluß des Landes an Preußen von der Kanzel folgendermaßen gepredigt haben soll: In
Christo Geliebte - Ich werde heute zu Euch sprechen: l. darüber, wie sehr wir uns freuen sollen
, daß wir preußisch geworden sind, und 2. darüber, wie wir dies um unserer Sünden willen
auch nicht besser verdient haben. Eine andere lautet: Der Schwöb fragt den andern, ob er die
Aehnlichkeit zwischen Storch und Preuß kenne. Und der gibt zurück: Aber natürlich, beide
sind schwarz-weiß und beide haben einen großen Schnabel. „Jo ", sagt der Schwöb, „ und wenn
sie hungrig sind, no ziehet se nach 'm Süda! Überliefert bei: Anton Bumiller: Aus dem Zollerland
. Sigmaringen [1949]. S. 99 f.; zum Schmunzeln regen auch zwei Hechinger Prozesse an,
der Nasenprozeß und der Gießkännleprozeß, bei denen Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts
bodenständige Hechinger Bürger und preußische Beamte aufgrund ausgeprägter Mentalitätsunterschiede
aneinandergerieten. Vgl. hierzu ebd., S. 101-106; vgl. auch Eberhard Gönner
: Hechingen in preußischer Zeit (wie Anm. 15), S. 106-108.

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