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Schwarz - Weiß

rungen der letzten Jahre an der Untreue haftet, Mir treue Unterthanen sein und
Euch des Preußischen Namens würdig zeigen werdet22. Ausgangs September 1850
kam es zu einer ersten Demonstration preußischer Präsenz in den hohenzolleri-
schen Landen. Am 22. September reiste der Kronprinz, der spätere Kaiser Wilhelm
I., von Gauselfingen her kommend unter Glockengeläute durch die festlich geschmückten
Ortschaften des Killertales nach Hechingen, überall von Ortsgeistlichen
, Ortsvorständen und der Schuljugend begrüßt23. In Hechingen war eine Ehrenpforte
errichtet, der Stadtmagistrat begleitete den hohen Gast unter Böllersalven
und Glockengeläute durch ein von den Einwohnern gebildetes Spalier zur Villa Eugenia
. Abends gegen 8 Uhr ehrten die Hechinger Bürgerschaft sowie Deputationen
der Landgemeinden den Prinzen mit einem Fackelzug. Der Gesangverein und die
Füsilierchöre trugen Gesangsstücke vor, die Burg Hohenzollern leuchtete in bengalischem
Feuer. Danach erklang der große Zapfenstreich.

Am nächsten Morgen nahm der Kronprinz eine Militärparade ab, wobei man
Gelegenheit hatte, die auffallend schöne Haltung und Gewandtheit dieser Truppen
in militärischen Uebungen zu bewundern, ein erster Hinweis auf die Faszination,
die von der neuen Herrschaft ausgegangen zu sein scheint. Danach folgte die feierliche
Grundsteinlegung auf der Burg Hohenzollern, deren umfangreiche Choreographie
in allen Einzelheiten überliefert ist24. So spannend es wäre, sich mit dem zeremoniellen
Ablauf des Vorgangs näher zu befassen25, dies muß zurücktreten hinter
der Betrachtung der weiterreichenden Ziele, die dem Akt der Grundsteinlegung
eine weit über das Ländchen hinausweisende Bedeutung verliehen. Die Wiedererrichtung
der Burg war nicht bloß ein Akt von lokaler oder regionaler Bedeutung,
sie spiegelte darüber hinaus die seit dem Ende des Alten Reiches lebendige nationalromantische
Sehnsucht nach dem Wiederaufblühen entschwundener Kaiserherrlichkeit
. Der beste Kenner der Baugeschichte, Rolf Rothe, hat den Neubau nicht zu
Unrecht als ideologisches Instrument in der Reichsgründungsepoche2b bezeichnet.
Der Traum eines neuen Reiches hatte sich bereits zuvor an das preußische Königshaus
, von dem man die Einigung Deutschlands erhoffte, geheftet, zunächst allerdings
ohne Erfolg. Der Vizeoberhofzeremonienmeister des preußischen Königs,
Rudolph von Stillfried, und sein Mitarbeiter Traugott Maercker waren die eifrigsten
Verfechter solcher Ideen, die sich in der Wiedererrichtung und Umgestaltung der

22 Vgl. das Patent wegen Besitznahme des Fürstenthums Hohenzollern = Hechingen und des
Fürstenthums Hohenzollern Sigmaringen v. 12.3.1850 im Verordnungs= und Anzeigeblatt der
Königlich Preußischen Regierung zu Hechingen v. 11.4.1850.

23 Vgl. zum Verlauf des Besuchs das Verordnungs= und Anzeigeblatt der Königlich Preußischen
Regierung zu Hechingen v. 25. 9. 1850; vgl. auch die Ausgabe v. 31.12.1850 (Programm).

24 Actenstücke zur Grundsteinlegung auf Burg Hohenzollern am 23. Septbr. 1850 im Ver-
ordnungs= und Anzeigeblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Hechingen v.
28.9.1850.

25 Insbesondere im Hinblick auf die politische Festkultur der Zeit. Vgl. hierzu: Öffentliche
Festkultur. Politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg.
Hg. von Dieter Düding, Peter Friedemann, Paul Münch. Reinbek 1988.

26 Vgl. Rolf Bothe: Burg Hohenzollern. Von der mittelalterlichen Burg zum nationaldynastischen
Denkmal im 19. Jahrhundert. Berlin 1979. S. 253.

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