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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0028
Paul Münch

ßentreue Haltung dokumentiert hatten56. Gleichwohl läßt sich die Stimmung nicht
eindeutig charakterisieren57. Im deutschen Volksblatt glaubte man, gegenüber der
vor dem Krieg zu beobachtenden entschiedenen Mißstimmung gegen das Ministerium
Bismarck sei man in Hohenzollern nun vorherrschend preußisch eingestellt58,
zunächst wegen der materiellen Vorteile, insbesondere aber weil die Siege der preußischen
Waffen dem hohenzollerischen Nationalgefühl geschmeichelt hätten. Andererseits
laste die Militärpflicht schwer59 und die Gerichtssporteln seien drückend.
Es gebe sogar Stimmen, welche die Rückgabe der Fürstentümer an den ehemaligen
Herren von Sigmaringen oder einen seiner Söhne betrieben. Offensichtlich dürfe
man, wie die tägliche Erfahrung lehre, der Gesinnungstüchtigkeit der hohenzollerischen
Bevölkerung nicht allzu sehr trauen. Wie im Jahre 1848 zeige sie auch gegenwärtig
vielfache Wandlungen. Daß sich die Begeisterung für Preußen in Grenzen
hielt, läßt sich daran ablesen, daß man in der Hechinger Presse nach dem Abzug der
Württemberger der Berliner Regierung vorrechnete60, der von den Nachbarn beneidete
Vorposten Preußens im südwestlichen Deutschland könne man nur werden,
wenn endlich durchgreifende Reformen im Verwaltungsbereich, in der Wirtschaft,
im Bank-, Schul- und Steuerwesen eingeleitet würden.

2. „KAISERSTAMMLAND"

Der nationaldynastische Gedanke, der bereits die Grundsteinlegung wie ein Kontrapunkt
begleitet hatte, artikulierte sich bei der Einweihungsfeier der wiedererrichteten
Burg am 3. Oktober 1867 noch deutlicher61. Der preußische König Wil-

56 Vgl. etwa Hohenzollernsches Wochenblatt v. 6. 7. (für Sigmaringen) und 10.7.1866 (für
Hechingen). Gerühmt wurde insbesondere das entschiedene Auftreten der wortführenden
Vögte Haug aus Bisingen und Burkhart aus Burladingen, die bei den Verhandlungen mit dem
neuen Oberamtmann Gaupp die Kollegen des Hechinger Bezirks in ihrer Pflichttreue zu
Preußen bestärkt hätten. Im Oberamtsbezirk Haigerloch leisteten die Bürgermeister und Gemeinderechner
der Bundesregierung hingegen den geforderten Eid, wenngleich unter Einschränkungen
(vgl. hierzu Hohenzollernsches Wochenblatt v. 24.7.1866).

57 Zum folgenden vgl. Hohenzollernsches Wochenblatt v. 15.7.1866.

58 Eine solche Haltung wurde der Bevölkerung für die Zeit der württembergischen Besetzung
aus dem Rückblick des Jahres 1872 auch von dem Hohenzollerischen Abegeordneten im
Preußischen Landtag, Dr. Fridolin Eisele, attestiert. Vgl hierzu Fritz Kallenberg (Hrsg.):
Hohenzollern (wie Anra. 15), S. 165 f.

59 Wolfgang Hermann, dem ich herzlich für die Einsichtnahme danke, weist in einer noch
unpublizierten Studie für das Oberamt Haigerloch auf die vergleichsweise hohe Anzahl ho-
henzollerischer Deserteure hin, die sich, insbesondere zwischen 1860 und 1875 dem preußischen
Militärdienst entzogen. Vgl. Wolfgang Hermann, An der Schwelle zu einer neuen
Zeit. Eine Studie über die sozialen Verhältnisse und die Volksstimmung im ehemals preußischen
Oberamt Haigerloch in der Zeit des Krieges von 1870/71.

60 Hohenzollernsches Wochenblatt v. 7.8.1866; vgl. auch Eberhard Gönner, Hechingen in
preußischer Zeit (wie Anm. 15), S. 106 f.

61 Vgl. Fritz Kallenberg (Hrsg.): Hohenzollern (wie Anm. 15), S. 175; vgl. auch Hohen-
zollernsche Blätter v. 5.10.1867.

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