Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0041
Schwarz - Weiß

listen genutzte Möglichkeit der Instrumentalisierung preußischer Effizienz für die
Zwangs- und Terrorherrschaft des Dritten Reiches [...] im Militär- und SS-Bereich
wie in der Polizei- und Besatzungsverwaltung110 hingewiesen. Nicht weniger wichtig
war die symbolische Präsenz Preußens. Hitler selbst soll sich nach dem Zeugnis
seines Leibarztes Morell mitunter bis in die Körpersprache hinein wie ein wiedererstandener
Fridericus Rex aufgeführt haben; im Führerbunker hing bekanntlich als
einziger Wandschmuck ein Portrait Friedrichs des Großen111. Je mehr das Dritte
Reich in Bedrängnis geriet, je aussichtsloser die militärische Lage wurde, desto vertrauensvoller
setzte man auf den großen Friedrich, an dessen sprichwörtliche Fortune
sich der Führer und seine Paladine oft genug wie an den letzten Strohhalm klammerten
. In absurder Verkennung der Lage verglich Goebbels noch im Jahre 1945
den Tod des amerikanischen Präsidenten Roosevelt mit dem Ende der russischen
Zarin Elisabeth112, mit dem sich während des Siebenjährigen Krieges das Mirakel
des Hauses Brandenburg vollzogen hatte.

Die Rückbesinnung auf Preußen wurde mit einer Reihe von Spielfilmen verstärkt
, deren Thematik ganz im Sinne des Regimes die Geschichte preußischer Helden
, insbesondere aber die Taten Friedrichs des Großen, lebendig werden ließ113.
Veit Harlans Historienfilm Kolberg aus dem Jahre 1945, der die Verteidigung der
pommerschen Festung durch den Stadtverordneten Nettelbeck in Szene setzte,
sollte an den Durchhaltewillen der preußischen Bevölkerung in schier auswegloser
Lage erinnern. Das geschichtliche Beispiel fungierte ganz offen als Aufputschdroge,
welche die Andersartigkeit der historischen Situation überdecken und das Handeln
in der Gegenwart anstacheln sollte. In einer Besprechung des Filmes in der Deutschen
Allgemeinen Zeitung vom 31.1. 1945 war zu lesen: [...] wenn sich die Ereignisse
in dramatischer Wucht überstürzen, wenn Energie und Opfermut der Verteidiger
stärker sind als das Feuer der französischen Batterien, dann versinkt die Historie
und die gleich geartete Gegenwart wird lebendig11*.

Die preußische Verkleidung verfehlte gerade in Hohenzollern ihre Wirkung
nicht. Der 21. März 1933, der Tag von Potsdam, hat nach kompetentem Urteil der
Stimmungslage der Bevölkerung des Landes so entsprochen, wie die Ergebenheitsadresse
Hitlers gegenüber dem greisen Staatsoberhaupt, in der sich über dem Grabmal
Friedrichs des Großen die Versöhnung des alten Preußentums mit den Kräften
der Zukunft zu vollziehen schien115. Förderlich scheint auch das merkwürdige
Faible gewesen zu sein, das der Gefreite Hitler trotz gewisser Vorbehalte116 bis ins
Jahr 1944 für den Adel zeigte117, der-nicht anders als die übrige Bevölkerung-dem

110 Karl Dietrich Bracher: Preußen und die deutsche Demokratie (wie Anm. 87) S. 304.

111 Vgl. Friedrich Augstein: Preußens Friedrich und die Deutschen (wie Anm. 79) S. 7 f.

112 Vgl. ebd., S. 255.

113 Vgl. hierzu generell: Axel Marquardt/Heinz Rathsack (Hrsg.): Preußen im Film.
Eine Retrospektive der Stiftung Deutsche Kinemathek. Reinbek 1981.

114 Zitiert ebd., S. 273.

115 Fritz Kallenberg (Hrsg.): Hohenzollern (wie Anm. 15), S. 208.

116 Vgl. Adolf Hitler, Mein Kampf (wie Anm. 107), S.270.

117 Vgl. Georg H. Kleine: Adelsgenossenschaft und Nationalsozialismus, in: Vierteljahrshefte
für Zeitgeschichte 26 (1978) S. 100-143.

39


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0041