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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0047
Württemberg in Hohenzollern - zur Territorialpolitik der Grafen von Württemberg

nicht zuletzt dank großformatiger Historienbilder des 19. Jahrhunderts im Stuttgarter
Neuen Schloss und auf der Burg Hohenzollern.

Im Stuttgarter Neuen Schloss war auf einem zu Beginn der 1850er Jahre entstandenen
Freskengemälde des Hofmalers Joseph Anton Gegenbaur die (nicht der
historischen Wahrheit entsprechende) Gefangennahme Graf Friedrichs des Öttin-
gers von Zollern bei der Eroberung der Zollernburg 1423 dargestellt. Die Gräfin
Henriette von Württemberg galoppiert hoch zu Ross an der Spitze ihrer (wie die
gezogenen Schwerter zeigen) kampfbereiten Reiter zu dem gefangenen Grafen, dessen
Schild ihr von einem württembergischen Fußsoldaten entgegengehalten wird,
während im Hintergrund die Burg in Flammen aufgeht. Das Fresko gehörte zu den
16 Bildern eines Bilderzyklus zur mittelalterlichen württembergischen Geschichte,
den Gegenbaur zwischen 1836 und 1854 im Auftrag des württembergischen Königs
Wilhelm I. schuf. Die Gefangennahme des Zollerngrafen war Teil des außenpolitischen
Programms des Zyklus, das den Zeitgenossen mit Bildern und Beispielen aus
der Geschichte die von Wilhelm verfochtene Trias-Idee vom „dritten Deutschland"
zwischen Habsburg und Preußen vor Augen führen sollte8. Bezeichnenderweise
entstand dieses Bild nach 1850, nachdem Preußen durch die Übernahme der beiden
hohenzollerischen Fürstentümer in Südwestdeutschland Fuß gefasst hatte. Die antipreußische
Intention hat unübertroffen - wenn auch in Details der Bildbeschreibung
sich irrend - Hansmartin Decker-Hauff in seiner Geschichte der Stadt Stuttgart
beschrieben: „Dieses Bild war im vorigen Jahrhundert, als Preußen immer
übermächtiger wurde, für viele Stuttgarter ein Quell der Genugtuung. [...] Bei Besuchen
aus dem Norden wurde es - je nach der Herzlichkeit der Beziehungen -
durch ein Arrangement von Lorbeerbäumen verdeckt, halbverdeckt oder offen dargeboten
. Königin Olga liebte es besonders bei Besuchen preußischer Militärs, diese
im Laufe des Gesprächs so zu dirigieren, daß sie unmittelbar vor der Bildecke mit
dem am Boden liegenden Zollernwappen zu stehen kamen. Der letzte König, versöhnlich
und großzügig, verdeckte wieder mit Lorbeerblättern, was hätte verletzen
können. Nur als Kaiser Wilhelm II. bei seinem letzten Besuch in Stuttgart eine völlig
verfehlte Kritik über den Zustand der württembergischen Truppen von sich gegeben
hatte, brummte der König [...] zu seiner Umgebung: .Desmol kommt der
Lorbeer weg - aber ganz!'"9

Eine direkte Antwort fand das Gegenbaursche Historiengemälde auf der im
19. Jahrhundert im neugotischen Stil wieder aufgebauten Burg Hohenzollern. Im
Rahmen eines 1864 vollendeten Zyklus von acht Bildern, der Sagen aus der Gegend

8 Hermann Ehmer: Württembergische Geschichtsbilder. Die württembergische Regenten-
und Landesgeschichte im Spiegel der Fresken Gegenbaurs im Neuen Schloß in Stuttgart. In:
Bild und Geschichte. Studien zur politischen Ikonographie. Festschrift für Hansmartin
Schwarzmaier zum fünfundsechzigsten Geburtstag. Hrsg. von Konrad Krimm und Herwig
John. Sigmaringen 1997. S. 251-276, bes. S. 268; eine Abbildung des beim Wiederaufbau des
Stuttgarter Neuen Schlosses nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig zerstörten Freskos ebd.
S.259.

9 Hansmartin Decker-Hauff: Geschichte der Stadt Stuttgart. Bd. 1: Von der Frühzeit bis
zur Reformation. Stuttgart 1966. S. 260. - Vgl. Ehmer (wie Anm. 8) S. 271.

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