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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0111
Gustav Bregenzer 1850-1919

fünf Jahren mit der Neufassung des Bregenzer betreffenden Artikels für das Allgemeine
Künstlerlexikon befaßt war, standen zunächst kaum andere Quellen zur Verfügung
. Recherchen im Staatsarchiv förderten über den Nachlaß Keller weitere Informationen
zutage. Selbstzeugnisse, Erinnerungen von Familienangehörigen, aber
auch zum Teil nur bruchstückhafte Zeitungsnotizen fanden sich. Es folgten Gespräche
mit Besitzern von Bregenzer-Gemälden in Sigmaringen, die Inaugenscheinnahme
dieser Arbeiten. Nicht zuletzt ermöglichte die von mir initiierte große Gedenkausstellung
in diesem Jahr einen anderen Blick auf Bregenzers facettenreiches malerisches
und zeichnerisches Werk.

Es mag manch einen, der vor allem Bregenzers bürgerliche Repräsentationsporträts
wie das des Veterinärrats Franz Xaver Deigendesch, des Hofjuweliers Zimmerer
, des Leo Holzmann (Abb.l) oder des Brauerei-Besitzers Julius Maag , auch die
zahlreichen Kinderbildnisse oder vielleicht auch Genreszenen wie seine Kaffeetrinkende
oder die Briefe schreibende Alte kennt und schätzt, bei einem Vergleich von
Werk und Lebensdaten auf den ersten Blick erstaunen, daß der Sigmaringer Maler
Zeitgenosse von Paul Gauguin (1848-1903), Vincent van Gogh (1853-1890), Max
Liebermann (1847-1935) oder Christian Rohlfs (1849-1938) war. Als der junge Bregenzer
1867 die Düsseldorfer Akademie bezog, konnte man im eher konservativ
orientierten Pariser Salon schon Arbeiten von Gustave Courbet und Edouard Ma-
net sehen. Der Impressionismus begann sich zu entwickeln, Maler wie Paul Ce-
zanne schufen gleichzeitig die Grundlagen der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Aber der Lebensweg des am 16.12.1850 als Sohn des Stukkateurs Benedikt Bregenzer
und seiner Frau Agatha geb. Jung in Sigmaringen geborenen Gustav Bregenzer
war ja zunächst einmal vorgeprägt durch die besonderen Umstände, die den Beginn
seiner Künstlerlaufbahn markieren. Aus einer einfachen Handwerkerfamilie
stammend und bereits mit siebzehn Jahren verwaist, hätte er wohl kaum die berühmte
Düsseldorfer Kunstakademie besuchen können, wenn nicht das Fürstenhaus
diesen Weg für ihn geöffnet hätte.

Es gibt darüber eine hübsche Anekdote, die hier nochmals wiedergegeben werden
soll, wenngleich nicht ohne Vorbehalt, denn in des Malers selbst geschriebenem
und gezeichnetem Lebenslauf kommt diese Geschichte nicht vor: Vater Benedikt
Bregenzer war 1866 mit Sohn Gustav, der ihm als Gehilfe zur Hand ging, mit Arbeiten
im Schloß beschäftigt. Dem jungen Burschen entfiel versehentlich ein Kübel
mit frisch angerührtem Gips. Der polterte nun mit großem Getöse an die Tür eben
jenes Raumes, in dem Fürst Karl Anton von Hohenzollern mit Professor Andreas
Müller von der Düsseldorfer Akademie ins Gespräch vertieft war. Auf den Lärm
hin trat der Fürst vor die Tür. Natürlich suchte sich Vater Bregenzer zu entschuldigen
, indem er erklärte, der Bub sei gelegentlich ganz zerfahren und passe nicht so
recht auf - er neige halt der Kunst zu. Ein Träumer und Phantast also. Das weckte
das Interesse des Fürsten. Professor Müller prüfte anhand der eilig herbeigebrachten
Mappen mit Skizzen und Studien des jungen Mannes dessen Talent und man
entschied: er solle gefördert werden. Mit einem für damalige Verhältnisse großzügigen
Betrag von 15 Talern monatlich unterstützte der Fürst den hoffnungsvollen
Eleven, der 1867 die Königlich Preußische Kunstakademie in Düsseldorf beziehen
konnte. Dies geschah allerdings unter der Maßgabe daß die gewonnene Ausbildung

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