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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0112
Monika Spiller

und Entwicklung den fürstlichen Kunstinteressen später dienstbar bleibt7. Bregen-
zer absolvierte die Studienzeit mit Erfolg. Im von Prof. Ernst Giese unterzeichneten
Abgangszeugnis wurde bescheinigt: Dem Gustav Bregenzer stellt der derzeitige
Lehrer der Malklasse, Prof. Röting, das besondere Zeugniß aus, daß derselbe zu den
besten Erwartungen berechtigt^.

Die Düsseldorfer Akademie war in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem
Direktorat von Friedrich Wilhelm von Schadow zu einem Zentrum neuer, zum
Realismus tendierender Bestrebungen geworden. Das traf vor allem für die Genre-
und Landschaftsmalerei, aber auch die Historienmalerei zu, in die ansatzweise liberale
und bürgerlich-demokratische Züge Eingang fanden. Damit gewann die Akademie
europäischen Rang. Sie zog Künstler aus Skandinavien und Osteuropa ebenso
an, wie Künstler aus den Vereinigten Staaten von Amerika; die Düsseldorfer Malerschule
nahm auch Einfluß auf die Entwicklung der belgischen Kunst. In jenen
Jahren vollzog sich eine rasche Differenzierung in die eher spätromantisch-idealische
Richtung einerseits und die mehr zum Realismus neigende Richtung andererseits
. Vorbilder sah man in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts und in
der englischen Bildnismalerei des frühen 19. Jahrhunderts.

Zu Schadows Zeiten (f 1862) war der Studiengang so gegliedert, daß die Studenten
zunächst zwei Jahre in der Elementarklasse zubrachten, bei Eignung darauf in
die Vorbereitungsklasse überwechselten; erst dann fanden sie Zugang in den Antikensaal
und zum Figurenzeichnen. Erste malerische Fertigkeiten erwarb man sich
durch das Kopieren von Porträts, später folgte die Arbeit nach dem Modell. Die
Übung im Bildnismalen stand im Zentrum der Ausbildung, erst wer sich auf diesem
Feld bewährt hatte, durfte an die Figurendarstellung gehen. Unter dem Direktorium
von Eduard Bendemann, später unter Ernst Deger und Ernst Giese blieb man
im Wesentlichen den überkommenen Lehrinhalten treu.

In Gustav Bregenzers Studienzeit fiel die Revolte der Studenten von 1869 , in der
die Kontroverse zwischen Idealismus und Realismus in der Kunst kulminierte. Seine
beiden Lehrer, Andreas Müller (1811-1890) und Julius Roeting (1822-1896), gehörten
zu den Vertretern der spätromantisch-idealischen Richtung. Andreas Müller
, sein Bruder Carl Müller sowie Ernst Deger und Franz Ittenbach bildeten den
Kern des Düsseldorfer Spätnazarenertums. Ihr gemeinsames Hauptwerk, die Ausmalung
der Apollinariskirche von Remagen, veranschaulicht exemplarisch die Positionen
der konservativen religiösen Historienmalerei. Schon zu Lebzeiten von der
gesellschaftlichen wie künstlerischen Entwicklung überholt, fanden die Nazarener
wohl Schüler, doch keine eigentlichen Nachfolger mehr9.

Der Blick auf die Kunst des 19. Jahrhunderts ist in der Kunstgeschichte lange
Zeit eher von Vorurteilen verstellt, denn von sachlicher Analyse bestimmt gewesen.
Dieses Jahrhundert tiefgreifender gesellschaftlicher Umwälzungsprozesse und einer
rasanten industriellen und naturwissenschaftlichen Entwicklung wurde als

7 Georg Hüpper: Weg und Leben Gustav Bregenzers. In: Schwäbische Zeitung (SZ) vom
15.10.1955.

8 Staatsarchiv Sigmaringen, Nachlaß Keller, Dep. 1, Bd. 56b.

9 Wolfgang Hütt, Die Düsseldorfer Malerschule, Leipzig 1984, S. 22.

HC


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