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Monika Spiller

Frohsinn regierte unter dem an der Wand des Festsaals prangenden Wandbild von
Ernst Bosch mit dem Motto Erst mach dein Such, dann trink und lach! Auch Bre-
genzers Förderer, Fürst Karl Anton von Hohenzollern, wurde im Mitgliederverzeichnis
des Künstlervereins als Ehrenmitglied geführt, während sein Sohn, Erbprinz
Leopold, außerordentliches Mitglied war10.

Der amerikanische Maler Fred Vezin erinnerte sich 1929: Düsseldorf war in den
Jahren um 1876 eine Kleinstadt gegen heute. Die Künstler spielten eine erheblich
größere Rolle. Die Industrie war nur durch einige große Werke vertreten. Das Leben
unter den Künstlern war auch weit gemütlicher als jetzt. Fast alle kannten sich
persönlich, die Erwerbsmöglichkeiten waren leichter, der ganze Ton kameradschaftlicher
und lustiger. Nur noch wenige vertraten Düsseldorfs großen Ruf als Kunststadt
. Wir Jungen sahen zu diesen Großen mit neidloser Bewunderung empor, und
die Zeit... brachte es mit sich, daß wir ihnen im Malkasten oder in ihrem eigenen
Heim nähertreten durften. Zwischen den Lehrern der Akademie und ihren Schülern
bildete sich etwas später ein freundschaftlicher Verkehr, wir durften an den offenen
Abenden der Meister teilnehmen. So sind mir die reizenden Abende im Hause Benjamin
Vautier unvergeßlich, auch die Sonntagabende bei Meister von Gebhardt. Es
gab dann den berühmten roten Braten mit Kartoffelsalat, dazu Bier und billige Zigarren
. Überhaupt herrschte damals in Künstlerkreisen größte Einfachheit - Wein
wurde nur bei besonderen Gelegenheiten getrunken... Erst in den achtziger Jahren
begann der Ton üppiger zu werden, Düsseldorf zog immer mehr reiche Leute an...n

Wie Georg Hüpper berichtete, sei Bregenzer in Düsseldorf gar eine Professur an
der Kunstakademie angetragen worden; dieses Ansinnen habe er in übergroßer Bescheidenheit
mit der Bemerkung abgelehnt: Ich kann nicht vor Leuten Professor
sein, die mehr können in ihrer Kunst als ich 12. 1881 erreichte ihn allerdings dort ein
Ruf, der dergleichen Überlegungen überflüssig machte und seinem Leben eine gravierende
Wendung gab. An die Gewährung des Stipendiums war ja seinerzeit eine
Bedingung geknüpft worden: die Verpflichtung, den fürstlichen Kunstinteressen
später zu dienen. Daran fühlte sich Bregenzer zeitlebens gebunden. Und damit war
sein Lebensweg entschieden.

Er kehrte nach Sigmaringen zurück und war in den folgenden zehn Jahren vor allem
damit beschäftigt, die wichtigsten Gemälde der fürstlichen Galerie für die
Kunstsammlung von König Carol L von Rumänien in Bukarest zu kopieren. 1885
wurde ihm der Titel eines Königlich Rumänischen Hofmalers verliehen. Reisen
führten ihn wiederholt in das ferne Balkan-Reich. Dort soll er auch mit Carmen
Sylva, der Dichter-Königin und Gattin von Carol I., vertraut gewesen sein. In einem
seiner Gedichte schwärmt er von seiner guten Porträt-Kundschaft in Bukarest.
Dem Verbleib der dort geschaffenen Arbeiten nachzugehen wäre gewiß eine ebenso
lohnende Aufgabe wie die Suche nach Porträts, die er für Düsseldorfer Auftraggeber
schuf.

10 100 Jahre Künstlerverein Malkasten. Düsseldorf 1948, S. 38, 40.

11 Ebd. S. 44s.

12 WieAnm. 7.

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