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Der Sigmaringer Turnerbund während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

kein sportpolitisches Konzept, obwohl der Nationalsozialismus von Anfang an bemüht
war, sich als Förderer des Sports darzustellen4. Auch die Deutsche Turnerschaft
, die Dachorganisation der Turnvereine, taktierte vorerst zurückhaltend.
Spontane Reaktionen auf die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten blieben
weitgehend aus. Erst nach der Reichstagswahl am 5. März 1933, die die Macht
der Nationalsozialisten festigte, kam es zu ersten offiziellen Stellungnahmen von
Seiten der Deutschen Turnerschaft. Die Sportkommissare in den einzelnen Ländern
des Reiches trieben nun, wenn auch zumeist willkürlich und planlos, die „freiwillige
Selbstgleichschaltung" voran5. Man reihte sich in den Wettlauf der bürgerlichen
Verbände um die Gunst der neuen Machthaber ein. Am 23. März 1933 legte der
Vorstand der Deutschen Turnerschaft, noch unter dem 1. Vorsitzenden Staatsminister
a. D. Alexander Dominicus, ein offizielles Bekenntnis zur neuen Regierung ab.
Die Vereine sollten sich in den Dienst des Nationalsozialismus stellen und dessen
Arbeit unterstützen. Im Zuge dessen erließ im April 1933 der württembergische
Sportkommissar folgende Anordnung: Die Fahnen der Turnvereine sind häufig
noch in den alten Turnerfarben gehalten. Ihrer Mitführung bei Festen und dergleichen
steht nichts im Wege. Es wird jedoch empfohlen, derartige Fahnen mit einem
Hakenkreuzband zu versehen. Neben diesen Fahnen haben die betreffenden Vereine
die Hakenkreuzfahnen mitzuführen6. Ebenso schmückte man ab September
1933 die Deutsche Turn-Zeitung vorübergehend mit einer Kombination von Turnkreuz
und Hakenkreuz7.

Am 8. April 1933 stellte sich Edmund Neuendorff an die Spitze der 1,75 Millionen
Turner, nachdem zwei Tage zuvor der bisherige 1. Vorsitzende Dominicus zurückgetreten
war8. Damit war ein Mann als neuer Vorsitzender angetreten, der - seit
dem 29. Juli 1932 Mitglied der NSDAP - schon zu Beginn der 1930er Jahre maßgeblich
zur Politisierung und Militarisierung der Deutschen Turnerschaft beigetragen
hatte. Auf der Sitzung des Hauptausschusses - die Exekutive der Deutschen
Turnerschaft - am 8./9. April 1933 setzte Neuendorff einen nationalsozialistischen

4 Zur ideologischen Konzeption des Sports während des Nationalsozialismus siehe Joch,
Sport (wie Anm. 3) S. 706-720.

5 Zu diesem Terminus siehe Bernett, Schulter an Schulter (wie Anm. 3) S. 67.

6 So der württembergische Sportkommissar Dr. Klett laut einem Bericht in der Hohenzolle-
rischen Volkszeitung vom 20. April 1933. Die Hohenzollerische Volkszeitung ist auf Mikrofilm
sowie im Original im Staatsarchiv Sigmaringen und im Kreisarchiv Sigmaringen für die
Nutzung vorhanden.

7 Bernett, Schulter an Schulter (wie Anm. 3) S. 71.

8 Zur Person Neuendorffs siehe Claus Tiedemann: Edmund Neuendorff. In: Illustrierte
Geschichte der Deutschen Turnerschaft. Hg. von Lorenz Pfeiffer. Essen 1992. S. 75-85, hier
S. 80 auch Vermutungen zum Rücktritt Dominicus: Daß dies doch nicht ganz freiwillig geschah
, ist zwar nicht unbestritten, liegt aber zumindest nahe, weil Dominicus als (ehemaliges)
Mitglied der Deutschen Volkspartei für die Nazis „nicht tragbar" erschien. Desweiteren
Jürgen Dieckert: Edmund Neuendorff und die Turnerjugendbewegung. Diss. Phil. Saarbrücken
1968. - Horst Ueberhorst: Edmund Neuendorff - Turnführer ins Dritte Reich. In:
Turn- und Sportführer im Dritten Reich, Bd. 1. Berlin 1970. - Kurzbiographie bei Joch, Sport
(wie Anm. 3) S. 731-732.

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