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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0210
Neues Schrifttum

Dargelegt ist ein wesentlicher Teil des Forschungsprogramms von Volker Press
in dem grundlegenden, 1975 zusammen mit Peter Moraw veröffentlichten Aufsatz
„Probleme der Sozial- und Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen
Reiches im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit (13.-18. Jahrhundert)"
(Adel im Alten Reich, S. 3-17). Das hier dargelegte Forschungskonzept setzte
Volker Press in seinen nachfolgenden Studien um. Insbesondere ist auf die moderne
Auffassung von Verfassungsgeschichte hinzuweisen, die nicht nur den formal
institutionalisierten Teil eines Gemeinwesens, sondern die Geschichte seines
ganzen inneren Gefüges im Blickfeld hat, also auch informelle Bausteine wie beispielsweise
personale Beziehungen zwischen dem Kaiser und bestimmten Personengruppen
(Klientelbeziehungen). Zugleich wird das Ineinandergreifen von
Institutionen und Personen, Strukturen und Ereignissen erfasst. In längsschnittartigen
, diachronen Untersuchungen ebenso wie in querschnittsartigen, eher auf einen
bestimmten Zeitraum fixierten Darstellungen analysierte Press die Geschichte
und die Strukturen des Alten Reiches.

In dem Band „Das Alte Reich" sind vor allem weitgreifende und umfassende
Analysen unterschiedlicher Zeitabschnitte und Strukturen des Alten Reichs vereinigt
. Einbezogen in die Untersuchungen werden in der Regel alle Stände und
Schichten des Alten Reiches: Fürsten, Adel, Geistliche, Bürger und Bauern.
Volker Press erinnerte gern daran, dass „deutsche Geschichte ... aus der Geschichte
der Großen und Kleinen, von Klerus und Laien, von Bürgern, Bauern
und Rittern (besteht). Nur alle zusammen ergeben das ganze Bild." Durch diese
Aufsätze erhalten wir praktisch eine Geschichte des Alten Reichs im Zeitraum
von circa 1495 bis 1806 in vielfältigen Teilaspekten und in einem ungeheuren Facettenreichtum
. Damit wird zum Teil eine größere Annäherung an die historische
Wirklichkeit, an die „Totalgeschichte", erzielt als dies in einem geschlossenen
Buch möglich wäre.

Die Aufsätze im ersten Teil des Bandes stehen unter der Überschrift „Das Heilige
Römische Reich als politisches System". Eine der Kernaussagen, auf die Press
abhebt, ist die zunehmende Verrechtlichung des Alten Reichs seit dem 16. Jahrhundert
, das sich aus einem vorstaatlichen Verband heraus entwickelte und eine
Reichsverfassung ausbildete, die sich bis zum 18. Jahrhundert immer mehr verhärtete
. Die Verrechtlichung verhinderte auch vehemente Agrarrevolten der
Untertanen wie sie sich anderswo in Europa zutrugen. Dabei blieb das Reich ein
feudaler Lehensverband, und die kaiserliche Machtstellung war im Gegensatz
zwischen Kaiser und Territorialfürsten einem ständigen Wandel unterworfen. Als
oberster Lehensherr bewahrte sich der Kaiser jedoch einen maßgeblichen Ein-
fluss, insbesondere auf Adel, Stifter und Prälaten. Die Mechanismen der Reichsverfassung
, unter anderem kaiserliche Macht, Familienverbände der Fürsten und
des Adels sowie Bezugshöfe, werden deutlich. Zugleich wird die Heterogenität
der Adelsgesellschaft des Alten Reiche klar, mit zahlreichen, sich widerstrebenden
Gruppen.

Die Analyse der historischen Vorgänge bezieht, gemäß dem Forschungsprogramm
von Volker Press, die politischen Führungsgruppen und Personen ein, welche
die Institutionen prägten, das heißt, die Untersuchung bleibt nicht auf Kaiser

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