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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0215
Besprechungen

zeugend und quellennah nachgewiesen hat (Luther's House of Learning. The In-
doctrination of the Young in the German Reformation, London & Baltimore). -
Die genannten Mängel treten jedoch möglicherweise in der Unterrichtspraxis überhaupt
nicht in Erscheinung, sofern es ein fachlich versierter Pädagoge versteht, das
Unterrichtsgeschehen in die entsprechenden Bahnen zu lenken.

Tübingen/Albstadt Peter Thaddäus Lang

Martin Burkhardt: Konstanz im 18. Jahrhundert. Materielle Lebensbedingungen
einer landstädtischen Bevölkerung am Ende der vorindustriellen Gesellschaft.
Sigmaringen: Jan Thorbecke 1997. 397 S. (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen
XXXVI).

Deutsche Stadtgeschichte im 18. Jahrhundert: Sieht man einmal von den Residenzstädten
ab, so scheinen die meisten Kommunen nach dem Dreißigjährigen Krieg in
einen tiefen Dornröschenschlag gefallen zu sein, aus dem sie erst wieder durch die
Industrialisierung geweckt werden. An die Stelle von Betriebsamkeit und politischer
Aktion traten Stillstand und Beschaulichkeit, so hat es den Anschein; idyllische
Assoziationen gewinnen Raum, und unwillkürlich mag man an Bilder von
Ludwig Richter und Carl Spitzweg denken, obwohl diese beiden eine etwas spätere
Zeit porträtieren. Derartigen Verallgemeinerungen will Vf. entgegentreten. Mit Hilfe
von seriellen Quellen (vor allem Seelenbeschriebe, Häuserverzeichnisse, Bevölkerungstabellen
, Nachlaßinventare, Kirchenbücher, Sterbeprotokolle, Steuerverzeichnisse
, Almosenlisten und Testamente) gelingt es ihm, ein vollkommen anderes
Bild zu zeichnen. - Doch vorab eine kleine Berichtigung: Es geht bei vorliegender
Arbeit nicht um Konstanz im gesamten 18. Jahrhundert, sondern um dessen letztes
Drittel. Ansonsten aber ist an dieser bei Franz Quarthai an der Universität Stuttgart
angefertigten Dissertation so ziemlich alles äußerst exakt. Sämtliche Quellen werden
mit einer geradezu an Besessenheit grenzenden Akribie auf ihre Zuverlässigkeit
geprüft; die elektronische Datenverarbeitung tut ein übriges, und im Nu tut sich
vor dem Leser ein so breites wie detailliertes Panorama von Zahlen, Tabellen und
Graphiken auf: Einwohnerzahlen, Bevölkerungsentwicklung, Altersaufbau, Sterblichkeit
, Todesursachen, Familienstände, Fertilität, Teuerungsrate, Jahresrichtpreise
, Inflationsrate, Lebenshaltungskosten, Realeinkommen, materieller Besitz vom
Haus bis zu Uhren, Büchern und Spiegeln, Armenwesen, Haushaltsstrukturen,
Umzugshäufigkeit, Bewohnerfluktuation, Erwerbstätigkeit: Vf. hat seine Quellen
bis auf den allerletzten Informationstropfen ausgepreßt. Trotz all dieser Zahlen und
Prozentwerte vergißt Vf. nicht, Konstanz mit anderen Städten zu vergleichen.

Das Ergebnis all dieser Quantifizierungen ist alles andere als idyllisch. Bei der
Lektüre denkt man keineswegs mehr an Richter oder Spitzweg; eher an die hohläugigen
und ausgemergelten Gestalten, wie sie Käthe Kollwitz auf das Papier brachte,
obwohl sie eine wesentlich spätere Zeit porträtierte. Die Menschen im Konstanz
des späten 18. Jahrhunderts mußten mehrheitlich ein äußerst dürftiges Leben fri-

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