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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0233
Besprechungen

Die Beiträge stellen Abstruses, Abenteuerliches, Aufwühlendes, Ansprechendes
und Amüsantes vor und dies immer auf fesselnde Weise. Man lernt viele weniger
oder nicht bekannte Ereignisse und Personen kennen, z.B. den Renaissance-Dichter
Nikodemus Frischlin, der beim Ausbruchsversuch aus der herzoglichen Feste
Höhen-Urach abstürzte und sich das Genick brach. Oder man erfährt von dem
Kartografen Martin Waldseemüller, der irrtümlicherweise dem amerikanischen
Kontinent seinen Namen gab. Oder es wird richtig gestellt, dass nicht die Preußen
die Kartoffeln Mitte des 18. Jahrhunderts in deutsche Kochtöpfe brachten, sondern
die Waldenser nach ihrer Flucht aus den Alpen bereits 1701 am württembergischen
Stromberg Kartoffeln anbauten. Oder der Leser staunt über der Tatsache, dass der
Markgraf von Baden 1795 für einige Zeit in der altwürttembergischen Oberamtsstadt
Göppingen residierte - und das sowohl aus Gefallen an der nach dem Stadtbrand
von 1786 als klassizistische Planstadt wieder errichteten Stadt als auch zum
außerordentlichen Wohlgefallen der Göppinger, die ihren herzoglichen Landesherren
und seine glanzvolle Hofhaltung selten genug erleben durften. Oder man schüttelt
den Kopf über das Schicksal des Gemäldes „Madonna im Garten" von Grünewald
, das - verkannt - vermutlich sogar zeitweise als Ofenschirm gedient haben
dürfte. Oder die Autoren lassen teilhaben am Werdegang des ersten Sektkellerers in
Deutschland, Georg Christian Kessler. Oder der Bruch der Brücke zum Schloss
Lichtenstein, bei der 50-60 Besucher in die Tiefe stürzten, wird geschildert. Oder es
wird erwähnt, dass 1929 in Stuttgart der erste europäische Vagabundenprozess
stattfand. Oder man ist entsetzt über den tragischen Tod des weltberühmten Tenors
Fritz Wunderlich. Oder... am besten selber lesen!

Couragierte Zeitgenossen und Pioniere wie das „Pfeiferhänsle" von Nikiashausen
, das bereits 50 Jahre vor dem heuer bedachten Bauernkrieg frühkommunistische
Forderungen predigte, der Humanist und Theologe Melanchthon, der Kriegsunternehmer
und Türkenschreck Sebastian Schertlin, der Naturforscher Georg Wilhelm
Steller, der Aufklärer Johann Friedrich Müller, der politische Schriftsteller Wilhelm
Ludwig Wekhrlin, der Dichter Schubart, der Revolutionär Friedrich Hecker, Ferdinand
Steinbeis, der Gründervater der Industrialisierung Württembergs, der Lehrer
und Pietist Johann Ludwig Schneller, Jakob Friedrich Schöllkopf, der „Erbauer des
modernen Amerika", Ottmar Mergenthaler, der Erfinder der Setzmaschine, Georg
Kropp, der Gründervater des Bausparens, der erste württembergische Landesbischof
und entschiedene NS-Gegner Theophil Wurm, die Hausbesetzer in der Stuttgarter
Alexanderstraße etc. werden vorgestellt.

Als Künstler finden unter anderem Hofkomponist Erasmus Widmann, Bildhauer
Johann Heinrich Dannecker, der Dichter Wilhelm Hauff, die Maler Hans
Thoma und Adolf Holzel sowie der von den Nazis verfemte Oskar Schlemmer Erwähnung
.

Auch Frauen kommen nicht zu kurz. Die allerorts bekannte Episode über die
treuen Weiber von Weinsberg, die ihre Männer auf dem Rücken den Burgberg herabtrugen
, um sie vor Tod und Gefangenschaft zu retten, wird ebenso präsentiert
wie die mit dem Bruder des Sonnenkönigs verheiratete Liselotte von der Pfalz, die
herzogliche Mätresse Christiane von Grävenitz, die sehr gebildete Literatin Sophie
von La Roche, die Komponistin Emilie Zumsteeg, die mit unbeleckten Laien große

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