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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0039
Vilsingen und seine Einwohner vor mehr als 300 Jahren

tion gewesen sein. Durch einen glücklichen Zufall ist uns der gewaltige Torbogenbalken
dieser Zehntscheuer erhalten geblieben. Er kann heute in der alten Vilsinger
Friedhofskirche besichtigt werden. Man hat ihn gefunden, als man die heutige Zehnt-
und Pfarrscheuer renovierte91. Eine dendrochronologische Untersuchung92 des
Alters dieses Balkens ergab als Fälldatum des Holzstammes das Jahr 1640. Daraus
kann man folgern, daß die damalige Zehntscheuer um die Mitte des 17. Jahrhunderts
oder kurz danach gebaut oder erweitert wurde. Das wird durch einen Eintrag in
einem Gutensteiner Pfarrurbar von 168593 bestätigt. Darin steht etwas über die Wiese
(Wißbläzlin) vor dem Eingangstor der Zehntscheuer. Dazu heißt es: Ein Wißbläz-
lin, eines viertel Mad groß, worauf aniezto die Zehntscheur stehet, unnd derentwegen
ein ieder Pfarrer dem Innhaber diß Guetes jährlichen zehen Kreuzer darauß zue
raichen schuldig. Dafür daß jetzt (anitzo) ein Teil der Scheune auf dieser Wiese steht,
ferner daß ein Überfahrtrecht für die Wiese besteht, zahlt der Eigentümer der Pfarrscheuer
, der Pfarrer von Gutenstein, dem Inhaber der Wiese jährlich zehn Kreuzer.
Man kann also davon ausgehen, daß die damalige Zehntscheuer vor 1685, also etwa in
den Jahren zwischen 1650 und 1670, gebaut oder erweitert wurde.

16. DIE VILSINGER BADSTUBE

Und nun schaut Caspar Stroppel den Weg hinunter, der früher die Pfüze hieß (siehe
Lageplan). Dort steht ein besonderes Haus, das man in Inzigkofen nicht hat und das
doch von Zeit zu Zeit recht wichtig ist: ein Badhaus. Die Vilsinger Badstube94 des
Baders Lorenz Knittel aus Vilsingen; er ist 1643 geboren und war mit Maria Schme-
rerin verheiratet95. Auch sein Vater und Großvater waren schon in Vilsingen Bader. Es
war eine öffentliche Badstube, genauer gesagt: eine Sauna mit Bademöglichkeit.

In einer Beschreibung96 einer derartigen Sauna-Badstube aus der damaligen Zeit
steht: Es ist nemlich ein niedriges Gemach, an dessen einem Ende ein Ofen, neben
diesem Ofen aber ein Kessel mit heißem und ein Kübel mit kaltem Wasser ist, daraus
man schöpfen, und wie man es brauchen will, die Wärme mässigen kann. An den
Wänden sind Bänke vor und übereinander, worauf man sich höher oder niedriger setzen
kann, nachdem man starck oder gelinde zu schwitzen verlangt, und diese werden
die Schwitzbäder genannt. Diejenigen, welche naß baden wollen, setzen sich in eine
Bade-Wanne, die mit Wasser angefüllt ist.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts existierte die Vilsinger Badstube und immer wurde
sie von Personen der Familie Knittel betrieben. Der letzte Bader war ein Johann Knittel
. Wo stand die Badstube in Vilsingen? Sie mußte dort gewesen sein, wo fließendes

91 Wie Anmerkung 90.

92 Wie Anmerkung 82.

93 Wie Anmerkung 38.

94 Mich. Walter: Die mittelalterlichen Badstuben mit besonderer Berücksichtigung Hohen-
zollerns. In: Hohenzollerische Jahreshefte 11 (1951) S. 65-113. Darin: Die Badstube in Vilsingen
, S. 105-106.

95 Wie Anmerkung 13.

96 Wie Anmerkung 94, S. 69.

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