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HANS ALBRECHT OEHLER

Zur Labsal des durchleuchtigen Großvaters, des ganzen
Hauses, und der Nachbarschaft.
Sebastian Sailer und Hohenzollern

Sebastian Sailer, der Marchtaler Prämonstratenser-Chorherr und Dieterskircher
Dorfpfarrer, einer der berühmtesten Kanzelredner seiner Zeit, hat Zeit seines Lebens
den Umgang mit den Großen dieser Welt nicht verschmäht. Gerne hat er über seinen
Besuch im fernen Wien erzählt, und wie er dort - vor seiner Predigt über den heiligen
Bischof Ulrich - von der Kaiserin Maria Theresia empfangen wurde, und wie sie
ihn, den schwäbischen Bengel aus seiner kniefälligen Begrüßung heraus ganz leicht in
die Höhe gehoben habe1. Über seine Verbindungen zum Fürsten Joseph Friedrich
von Hohenzollern-Sigmaringen, die viel enger und folgenreicher war, soll hier berichtet
werden.

Zwischen 1757 bis 1762 trat Fürst Joseph Friedrich als Marchtaler Ehrengast, als
Gönner und Gastgeber Sailers in Erscheinung. An drei Orten in Hohenzollern predigte
Sailer in jenen Jahren, in den zwei fürstlichen Residenzen Haigerloch und
Sigmaringen und im Franziskanerinnen-Kloster Inzigkofen. Als der weitberühmte
Kanzel-Redner sich in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts an die Herausgabe
einer dreibändigen Predigt-Sammlung machte, wurden diese drei Reden alle aufgenommen
und dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen und seinem Fürsten bei
der Auswahl und bei der Platzzuweisung ganz offensichtlich besonderes Gewicht
zuerkannt. Zwar rechtfertigte sich der Kanzelredner im Vorwort, nur die Unruhe
meines Verlegers habe ihn zur Herausgabe gedrängt, und er stellte sich selbst als
kaum daran interessierten, sorglosen Kompilator vor. Ich teilte sie nicht nach der
Zeitordnung, wie ich sie hielt, ein, sondern wie ich sie aus der Zerstreuung, aus der
Unordnung meiner Papiere hervorzog2. Doch das ist die Rhetorik der Bescheidenheit
. In Wirklichkeit scheinen die Predigten keineswegs zufällig hervorgegezogen,
sondern sehr bewußt und sorgfältig ausgesucht und angeordnet. Schon unter den
sechs Lobreden des ersten Bandes stehen zwei von den Hohenzollern-Predigten, und
so nehmen damit die Residenzstadt Sigmaringen und das nahe Augustinerinnen-
Kloster Inzigkofen als Predigtorte ein Drittel des Buchumfanges in Anspruch. Im
zweiten Band folgt die frühe St.Annen-Rede aus Haigerloch, dem Lieblingssitz des
Fürsten Joseph Friedrich, unmittelbar auf die Neubirnauer Marienrede, die, wie sich

1 Sebastian Sailer: Schriften im schwäbischen Dialekt. Hg. Von Sixt Bachmann. Buchau
1819. S. IX. Neu herausgegeben von Hans Albrecht Oehler. Weißenhorn 2000. S. 12.

2 Sebastian Sailer: Geistliche Reden ... 2. Bd. Augsburg 1768. Vorrede (unpag.).

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