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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0048
Hans Albrecht (Dehler

Aspiseyern ausgeschloffene Milchmäuler aus Engelland, Holland, Sachsen, Preußen,
Brandenburg, und etwann Frankreich den eisgraugeh arteten Kirchenvätern in den
großen Versammlungen zu Nicäa, Ephesus, Chalcedon, Byzanz, Rom, Lugdun
[=Lyon], Trient vorgesetzt werden ... Pfuy! Daß man die Lügen und schmachvolle
Scartequen in den Büch er sehr einen zum Schimmer einschiebt, die wie die Napell-
staude13 so viel Tod, als Blätter haben, und die gründlichen Bücher der Väter unter
die Hader der Bibliotheken verstößt ... oder nur jene Werke sich anschafft, welche
Erasmus von Rotterdam und seine wackern Nachfolger, wie der Feind im Evangelium
mit Unkraut den Acker, überstreuet haben ... Sie henken sich an die Glaubensfeinde
, und rumpeln mit ihnen zum Teufel14.

Wichtig wie die richtigen Bücher waren für den Prämonstratenser-Pater auch die
Reliquien und ihre Wirkung. Nicht nur gereicht es dir, gesegnetes Sigmaringen, zur
unauslöschlichen Ehre, daß unser Heilige in der ganzen Welt Fidelis von Sigmaringen
genannt wird. Du behältst von ihm zu deinem Tröste annoch seine Wiege; du
verehrest in der hochfürstlichen Schloßcapelle von ihm ein in Kleinodien gefaßtes
Rückenbein, und in deiner herrlichen Pfarrkirche ein Armspindel. Trost genug für
dich, daß du ihm als einem zukünftigen Märtyrer die Wiege aufgebettet, und seine
Gebeine als einem Wunderwirker befestiget hast15.

Frolocke nur, beglücktes Schwaben, rief der Kanzelredner der Sigmaringer Gemeinde
zu, die sich freuen sollte, Heimatgemeinde des Märtyrers zu sein. Doch den
fürstlichen Gastgeber plagten Sorgen. Er wartete - wie zur Zeit des Sailerschen Besuches
in Haigerloch - auch jetzt noch und wieder - auf die Sicherung des Fortbestandes der
Dynastie. So mündet denn Sebastian Sailers Rede in die Fürbitte für das Fürstenhaus:

Alles dieses wird uns heute in Fidelis zur Nachfolge gegeben. Seine neue Bildniß
auf dem gleich ermaaßen neuen Altare lockt uns auch für jenes hochfürstlichr Haus zu
bitten, dessen Freygebigkeit gegen Fidelis immerwährend ist. Unser Wunsch soll
unter andern dieser seyn, daß es mit gottesfürchtigen Fürsten bis an das Ende der Zeiten
blühe, und die durch den allgemeinen Strassenräuber der Welt [den Tod] 50 oft
geplünderte hochfürstliche Wiege durch das Gebeth Fidelis bald mit einem Prinzen
gefüllet werde. Ach! mit einem Prinzen! Zur Labsal des durchleuchtigen Großvaters,
des ganzen Hauses, und der Nachbarschaft16.

Und bei der Buchausgabe von 1766 fügte der Prediger eine Fußnote an (oder ließ
sie stehen), die wie die Bestätigung einer Gebetserhörung klingt: Der Wunsch macht
sich wahr, weil nach zween Monathen die durchleuchtige Prinzeßin, wie wir hofften,
entbunden war. Tatsächlich ist schon am 12. Juni 1761, sechs Wochen nach dem
Fidelis-Tag und Sebastian Sailers Predigt, die Erbprinzeßin von ihrem achten Kinde,
dem kleinen Franz, entbunden worden. Aber auch ihn mußte die Familie schon nach
einem Jahr wieder hergeben. Da war allerdings dann inzwischen am 20. Juni 1762 sein
Brüderchen Anton Alois geboren, das überleben und seinem Großvater und Vater
nachfolgen sollte.

13 Napellin, das Gift der Pflanze Eisenhut.

14 S. Sailer (wie Anm. 10) S. 371 f.

15 Ebd. S. 392 f.

16 Ebd. S. 400 f.

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