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Ulrich Feldhahn

2. ZUR BIOGRAFIE DER KAISERIN VICTORIA

Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge seien zunächst einige biografische
Angaben vorangestellt4. Die nachmalige Kaiserin Victoria wurde am 21. November
1840 als erstes Kind der englischen Königin Victoria (1819 - 1901) und des Prinzgemahls
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819 - 1861) im Londoner Bucking-
ham Palace geboren. Die im Familienkreis „Vicky" genannte Prinzessin erwies sich
früh als ein intelligentes und vielseitig interessiertes Kind, das gemeinsam mit acht
nachfolgenden Geschwistern in einem harmonischen Familienumfeld aufwuchs.
Neben der engen Bindung an die Mutter, ihrer zeitlebens wohl wichtigsten Bezugsperson
, wurde Victoria vor allem von der umfassenden Erziehung durch ihren Vater
und dessen liberaler Haltung geprägt. Schon bald zog man für die als geistreich und
charmant geschilderte „Princess Royal"5 etwaige Heiratskandidaten in Betracht,
unter denen schließlich der zukünftige preußische Thronfolger Friedrich Wilhelm
(1831 - 1888)6 favorisiert wurde, den Victoria erstmals 1851 bei der Eröffnung der
Londoner Weltausstellung kennen gelernt hatte. Bei einem im Herbst 1855 auf dem
schottischen Landsitz Balmoral arrangierten Besuch entwickelte sich zwischen beiden
rasch eine gegenseitige Zuneigung, die wenig später in ein offizielles Verlöbnis
mündete. In Anbetracht des noch jugendlichen Alters der Braut fand die Hochzeit
auf Wunsch ihrer Mutter jedoch erst am 25. Januar 1858 in London statt.

Die konservativen Kreise Preußens brachten dieser Verbindung von Anfang an
Skepsis entgegen und Otto Graf (ab 1871 Fürst) von Bismarck (1815 - 1898), der
nachmalige Reichskanzler und dezidierte Widersacher Victorias, hatte bereits 1856
geradezu prophetisch geäußert: Das Englische daran gefällt mir nicht, die Heirat mag
aber ganz gut sein; denn die Prinzessin hat das Lob einer Dame von Geist und Herz
[...]. Gelingt es daher der Prinzessin, die Engländerin zu Hause zu lassen und
Preußin zu werden, so wird sie ein Segen für das Land sein. [...] Bleibt also unsere
künftige Königin auf dem Preußischen Throne auch nur einigermaßen Engländerin,
so sehe ich unsern Hof von Englischen Einflussbestrebungen umgeben, ohne dass wir
und die mannigfachen andern zukünftigen Schwiegersöhne of Her Gracious Majesty
irgend welche Beachtung in England finden, außer wenn die Opposition in Presse
und Parlament unsere Königsfamilie und unser Land schlecht macht7.

4 Zur Biografie der Kaiserin allgemein s. Hannah Pakula: Victoria. Tochter Queen Victorias,
Gemahlin des preußischen Kronprinzen, Mutter Wilhelms II. München 1999 (englische
Originalausgabe „An Uncommon Woman. The Empress Frederick. Daughter of Queen
Victoria, Wife of the Crown Prince of Prussia, Mother of Kaiser Wilhelm". New York 1995,
dort jeweils Auswahlbibliografien der älteren Literatur) sowie unter www.kaiserinfriedrich.de/
literatur.html.

5 Dieser Ehrentitel war ihr als potentielle Thronfolgerin im Falle eines Ausbleibens weiterer
männlicher Erben von ihrer Mutter verliehen worden.

6 Auf Grund der Kinderlosigkeit König Friedrich Wilhelms IV von Preußen (1795-1861) war
zu diesem Zeitpunkt bereits dessen Bruder Wilhelm, der zukünftige Schwiegervater Victorias
und nachmalige König bzw. Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) zum Nachfolger bestimmt worden.

7 Bismarck in einem Brief vom 8.4.1856 an Leopold v. Gerlach, zitiert nach Horst Kohl
(Hg.): Bismarcks Briefe an den General Leopold v. Gerlach. Berlin 1896. S. 291.

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