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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0144
Ulrich Feldhahn

Castle on the top. The day was very fine but at first the clouds quite covered the
Hohenzollern and by degrees they cleared awayfrom the top but remained round the
summit leaving only the building free; it had a magic effect, looking like a bürg built
on the clouds! The mist all dispersed by the middle of the day and we had a glorious
view from the top2*. Es waren also vor allem die imposante Lage und der stimmungsvolle
Wetterumschwung, die den Kronprinzen und seine Frau bereits aus der
Entfernung für das Bauwerk einnahmen. Auf dem weiteren Weg, der wiederum
mehrfach von grüßenden Deputationen begleitet wurde, ließ die Kronprinzessin die
Kutsche auf der Höhe des Karrenbühls anhalten, um den grandiosen Ausblick auf
die Burg in einer Skizze festzuhalten. Am unterhalb gelegenen Wasserturm war eine
weitere Ehrenpforte errichtet worden, an der ein Grußwort des Kommandeurs der
auf der Burg stationierten Kompanie erfolgte. Unter Geschützdonner gelangte das
Thronfolgerpaar schließlich in den oberen Burghof, wo ihm die Offiziere und Soldaten
sowie die auf der Burg tätigen Künstler, Handwerker und Arbeiter vorgestellt
wurden. Nach einem im Wehrhaus eingenommenen Imbiss erschienen einige
Mädchen in regionaler Tracht, die Victoria wiederum in ihrem Skizzenbuch festhielt.
Im Anschluss daran wurden die eigentlichen Repräsentations- und Wohnräume der
Burg besichtigt, deren Ausgestaltung den damaligen Berichten zufolge bereits weit
vorangeschritten war25. Im „Gemach des Königs" (Markgrafenzimmer) richtete der
Kronprinz eine Depesche an seinen Vater, während man daraufhin noch längere Zeit
im „Zimmer Ihrer Majestät der Königin" (Blauer Salon) verweilte, was gleichfalls auf
einen weitgehend fertiggestellten Zustand dieser Räumlichkeiten schließen lässt. Der
Ausblick vom Balkon soll die Kronprinzessin zu dem Ausspruch „Welch' großartiges
Bild!" veranlasst haben, dem sie den Wunsch nach einem längeren Aufenthalt im
kommenden Jahr hinzufügte26. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass die Burg bei Friedrich
Wilhelm und Victoria einen tiefen Eindruck hinterließ, zumal sie insbesondere
das romantische Naturell und dynastische Bewusstsein des Kronprinzen ansprechen
musste, während seine aus dem eigentlichen Ursprungsland der Neugotik stammende
Frau in ihrer architektonischen Gestaltung und den very fine rooms and halls27
sicherlich auch Reminiszenzen an ihre Heimat erkannte. In Anbetracht der fortgeschrittenen
Innenausstattung drängt sich die Frage auf, weshalb bis zur offiziellen
Einweihung der Burg im Oktober 1867, an der auch Kronprinz Friedrich Wilhelm
teilnehmen sollte, weitere fünf Jahre vergingen. Vermutlich waren es zum einen die
Kriege der Jahre 1864 und 1866, die den Termin verzögerten, andererseits aber auch
das nur mäßige Interesse Wilhelms I. für dieses Bauvorhaben, dessen Durchführung
vorwiegend auf der Initiative seines 1861 verstorbenen Bruders basierte.

Nach der Besichtigung der in Teilen noch aus dem 15. Jahrhundert stammenden
katholischen St. Michaelskapelle wurde in der damals noch im Bau befindlichen evan-

24 Victoria an ihre Mutter, 10.10.1862, Fulford (wie Anm. 8) S. 109f.

25 So werden die Ausmalung der Stammbaumhalle, der „eben in der Malerei vollendete
Grafensaal" sowie die Skizzen zu den Wandgemälden in der Bibliothek erwähnt. Wochenblatt,
115 Wie Anm. 22.

26 Zingeler (wie Anm. 17) S. 70f.

27 Victoria an ihre Mutter, 10.10.1862, Fulford (wie Anm. 8) S. 110.

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