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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0145
Hohenzollern im Jahre 1862 mit den Augen einer englischen Preußin

gelischen Christuskapelle eine vom Kronprinzenpaar und allen Anwesenden unterzeichnete
Urkunde in einen Stein eingesetzt und vermauert, wie dies auch bei früheren
Besuchen der Königsfamilie in ähnlicher Weise erfolgt war28. Nachdem die
„hohen Herrschaften [...] Höchstihre schon mehrfach geäußerte Befriedigung [...]
über das Bauwerk wie die Gegend" ausgesprochen hatten, erhielten die Soldaten und
Arbeitern ein „reiches Geschenk, um den Tag zu feiern". Daraufhin begab man sich
zu dem wenige Kilometer außerhalb von Hechingen gelegenen Jagdschloss Lindich,
wohin „die Spitzen der Behörden zum Diner befohlen waren" und in dem das Kronprinzenpaar
auch übernachtete29. Abends veranstaltete man ihm zu Ehren noch einen
Fackelzug sowie ein musikalisches Ständchen, währenddessen die Burg auf ein Zeichen
hin in „magische Beleuchtung"30 getaucht wurde, wie sie sich damals großer Beliebtheit
erfreute. Victoria vermerkte hierzu noch: We slept at Prince Hohenzollem's
hunting-lodge front where you can see the splendid old Hohenzollern - really one
must feelproud of such an ancestral castleil.

Der folgende Tag wurde zunächst mit einem Besuch der evangelischen sowie der
katholischen Kirche in Hechingen begonnen, in denen die Geistlichkeit und Kirchenvorstände
ihre Aufwartung machten. Unter Glockengeläut und Böllersalven
fuhr das Paar nochmals durch die Stadt und betrachtete schließlich auf der Anhöhe
oberhalb des Klosters St. Luzen das sich erneut darbietende Naturschauspiel des am
Fuße noch nebelverhangenen, darüber jedoch im Morgenlicht erstrahlenden Zollerberges
, wie aus dem Tagebucheintrag des Kronprinzen hervorgeht, dem er abschließend
noch eine überaus positive Beurteilung des ihn nochmals bis zur
Landesgrenze begleitenden Regierungspräsidenten Seydel anfügte32. In der lokalen

28 So hatten Prinz Wilhelm 1850 den Grundstein am Wilhelmsturm, 1854 dessen Bruder
Prinz Albrecht einen Fensterschlussstein an der Nordseite des Wehrhauses und 1856 König
Friedrich Wilhelm IV den Schlussstein am Wilhelmsturm sowie den Grundstein zum Altar der
evangelischen Kapelle gelegt, vgl. Zingeler (wie Anm. 17) S. 42ff.

29 Wochenblatt 115 (wie Anm. 22).

30 Zingeler (wie Anm. 17) S. 71.

31 Victoria an ihre Mutter, 10.10.1862, Fulford (wie Anm. 8) S. 110.

32 Bei Abreise nach Tübingen teilte sich der die Stammburg einhüllende dichte Nebel, so dass
im hellsten Sonnenschein die herrliche Burg ohne den Berg zu sehen war, als schwebe sie in den
Wolken, was ganz feenhaft schön sich ausnahm, wie ich noch nie etwas gesehen. - Präsident
Seydel in unserm Wagen bis zur Grenze, ein sehr liebenswürdiger, gescheuter, liberal denkender
und auch vornehm aussehender Beamter. Er wird als Oberbürgermeister von Berlin gewiß
eine wichtige Rolle für die Stadt spielen können, auch im Herrenhaus gute Dienste leisten.
Seine Auffassungen der gegenwärtigen Situation sind die meinigen. Tagebucheintragung des
Kronprinzen vom 9.10.1862, Meisner (wie Anm. 12), S. 164. Karl Theodor Seydel (1812-
1873), der nach einer Karriere im Berliner Finanzministerium seit 1859 als Regierungspräsident
in Sigmaringen amtierte, wurde bereits im Mai 1862 mit großer Mehrheit zum Berliner Oberbürgermeister
gewählt worden, als der er jedoch erst im Januar 1863 eingeführt werden sollte.
Während seiner bis 1872 währenden Amtszeit bemühte er sich u.a. um die Verbesserung des
Berliner Schulwesens, der Verkehrsführung und Kanalisation sowie die Schaffung großer Parkanlagen
, vgl. www.luise-berlin.de/Historie/Spitze/zukap3/KarlTheodorSeydel.htm. In späteren
Jahren tendierte der parteipolitischen Auseinandersetzungen abgeneigte Seydel jedoch zu
Bismarck, s. Meisner (wie Anm. 1) S. 407; 423.

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