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Ulrich Feldhahn

der englischen Oberschicht üblich geworden war, und im Lauf des 19. Jahrhunderts
auch zunehmend von Frauen unternommen wurde. Im Rückblick erweckten die
zahlreichen gewonnenen Eindrücke in Victoria eine ausgeprägte Sympathie für Italien
, das sie fortan nahezu alljährlich bereisen sollte. Dabei entwickelte sie eine besondere
Vorliebe für die Epoche der italienischen Renaissance, die später auch einen
Schwerpunkt ihrer persönlichen Kunstsammlung bildete42.

4. DIE AQUARELLE DER KRONPRINZESSIN

Neben der offiziellen Berichterstattung und den Aufzeichnungen des Thronfolgerpaares
hat sich in Form eines von Victoria offenbar selbst angelegten und eigenhändig
als Sketches ofJourney from October to December 1862 betitelten Albums43 ein weiteres
Dokument dieser Reise erhalten. Unter dessen insgesamt 108 Zeichnungen
befinden sich auch fünf Aquarelle, die von ihr während des Besuches in Hechingen
angefertigt worden waren. Victoria, die bereits in jungen Jahren Zeichenunterricht
erhalten hatte, war zeitlebens künstlerisch tätig und versuchte sich in unterschiedlichen
Techniken und Genres44. Wie ihre Mutter, die auf Reisen stets Skizzen von ihr
interessant oder eigentümlich erscheinenden Landschaften, Gebäuden und Personen
anfertigte, hielt auch Victoria die unterwegs gewonnenen Eindrücke vielfach auf diese
Weise fest. Beide gehörten damit zum großen Kreis der „fürstlichen Dilettanti"45,
die neben der Förderung von Kunst im Sinne des klassischen Mäzenatentums auch
deren praktische Ausübung betrieben, und standen dabei zugleich in einer spezifisch
englischen Tradition der insbesondere auf Bildungsreisen angefertigten „Water-
colours"46. Diese Technik erforderte keine umfangreiche Vorbereitung oder das Mitführen
unhandlicher Utensilien, erlaubte ein schnelles Erfassen des zunächst in Bleistift
angelegten Motivs und erwies sich auf Grund des raschen Trocknens der Farbe
gerade im Freien und auf Reisen als überaus praktisch, wenngleich sie - im Unter-

42 Vgl. Ausstellungskataloge Wilfried Rogasch (Hg.): „Victoria & Albert, Vicky & the Kaiser
. Ein Kapitel deutsch englischer Familiengeschichte". Berlin 1997. S. 243ff. und „Im Schatten
der Krone" (wie Anm. 1), S. 107ff.

43 Das 25 x 35 cm große, in grünes Leder gebundene Album befindet sich im Archiv der Hessischen
Hausstiftung in Schloss Fasanerie bei Fulda (AHH, Archiv KF, K3), das einen Großteil
des künstlerischen Nachlasses der Kaiserin besitzt, vgl. Ausstellungskatalog „Im Schatten
der Krone" (wie Anm. 1), S. 62, Anm. 22. Mit Ausnahme der darin auf S. 97 abgebildeten
Ansicht der Burg Hohenzollern (K3/9) sind die im vorliegenden Beitrag gezeigten Aquarelle
bislang unveröffentlicht.

44 Zur künstlerischen Ausbildung und Tätigkeit Victorias s. Jane Roberts: Royal Artists from
Mary Queen of Scots to the Present Day. London 1987, S. 121ff. sowie die Beiträge von
Hildegard Reinhardt in den Ausstellungskatalogen „Victoria von Preußen" (wie Anm. 1),

5. 232ff und „To trauell into foreign countries" (wie Anm. 1), S. 15ff.

45 Vgl. den Ausstellungskatalog von Michael Henker u. a. (Hg.): Ein Herzogtum und viele
Kronen. Coburg in Bayern und Europa (=Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und
Kultur Nr. 36/97). Augsburg 1997. S. 513ff.

46 Vgl. Ausstellungskatalog von Andrew Wilton u. Anne Lyles: The great age of British
watercolours (1750-1880). München 1993.

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