Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0151
Hohenzollern im Jahre 1862 mit den Augen einer englischen Preußin

eigentliches Interesse auf das Aussehen des hohenzollerischen Stammsitzes konzentrierte
, der das eindrucksvollste Erlebnis des Aufenthalts bildete.

Obwohl die nachfolgenden Aquarelle keine weiteren Orte innerhalb der Hohenzollerischen
Lande zeigen, sind in vorliegendem Zusammenhang dennoch die auf der
Weinburg entstandenen Skizzen von Interesse, die neben der Aussicht von Victorias
Zimmer und umliegenden Landschaften auch zweimal die Ansicht des Anwesens
vom Garten aus zum Inhalt haben. Neben einer hochformatigen Darstellung schuf
die Kronprinzessin aus weiterer Entfernung noch eine größere, breiter angelegte
Ansicht der sich malerisch von links nach rechts erstreckenden Gebäudegruppe
(Abb. 6)57. Hinter zwei weiblichen Staffagefiguren im linken Bildvordergrund erhebt
sich ein zweigeschossiger Trakt mit Flachdach, einer vorgelagerten, reich umrankten
Pergola und darüber liegendem Altan. Davon überschnitten erscheint im Bildmittelgrund
der eigentliche Hauptbau mit seinem schwerem Walmdach und aufgesetzter
Laterne, während der Blick rechts über Gebüsch und Bäume in die unbestimmte
Ferne des bläulich angedeuteten Hintergrunds gelenkt wird. Koloristische Akzente
bilden hierbei die hellgrüne, abfallende Rasenfläche und die dunklen Kleider der sich
im Vordergrund unterhaltenden Damen sowie die in leuchtendem Rot erscheinende
herbstliche Färbung der Fassadenumrankung. Diese stimmungsvollen Ansichten stellen
aus heutiger Sicht zugleich Momentaufnahmen von historischer Bedeutung dar,
da die inzwischen als Schule genutzte Weinburg in ihrer heutigen Erscheinung durch
spätere Um- und Anbauten stark beeinträchtigt ist58. In den Aquarellen der Kronprinzessin
kommt eine überraschend freie und „modern" anmutende Auffassung
zum Ausdruck, die sich beispielsweise stark von ihren Ölgemälden unterscheidet, die
sich zeitlebens deutlich an der damals tonangebenden, akademischen Malerei orientieren
sollten.

5. SCHLUSSBETRACHTUNG

Obwohl die Anwesenheit des preußischen Thronfolgers Friedrich Wilhelm und seiner
Gemahlin Victoria im Oktober 1862 in Hohenzollern innerhalb ihres wechselvollen
Lebenslaufs nur eine kurze Episode darstellte, dürften die hierbei gewonnenen
Eindrücke doch von anhaltenderer Natur gewesen sein. Die damals knapp zweiund-
zwanzigjährige Victoria beurteilte ihren gewissermaßen als „Antrittsbesuch" zu
betrachtenden Aufenthalt in den damals erst seit zwölf Jahren von Preußen regierten
Stammlanden als „höchst erfolgreich" und empfand auch die ihr und ihrem Mann
entgegengebrachte Haltung der Bevölkerung als überaus freundlich59. Dass sich ihr
damals geäußerter Wunsch nach einer längeren Wiederkehr auf die Burg Hohenzollern
nie erfüllen sollte, bleibt aus heutiger Sicht zu bedauern, zumal davon auch per-

57 In Bleistift auf dem Blatt bez. u. 1. //. [korrigiert] 12. Ort. 1862, darunter in Feder auf der
Albumseite The Weinburg from the garden Oct 11. o. 12. 1862, 28,5 x 19,7 cm (AHH, K3/19).

58 Vgl. Becker (wie Anm. 35).

59 Our reception was most gratifying, thepeople were so kind and seemed much pleased to see
us. Victoria an ihre Mutter, 10.10.1862, Fulford (wie Anm. 8) S. 110.

137


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0151