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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0169
Rumäniens Kampf um die Unabhängigkeit

zusammenfällt, macht es in jeder Beziehung dringend notwendig, die Absichten der
rumänischen Regierung unverzüglich genau und verbindlich zu definieren für den
Fall, daß der fürstliche Operationskorps berufen sein sollte, im späteren Verlauf des
Krieges sich daran zu beteiligen, eine Teilnahme, die nur zwischen der Enthaltung
eines jeden aggressiven Einmarsches und einer gemeinsamen Aktion unter dem obersten
Befehl und gemäß der Auffassung des russischen Oberbefehlshabers zu wählen
hat. Von der raschen und entschiedenen Antwort, die man dem Gesamtkomplex
dieser Frage geben wird, werden die praktischen Anordnungen abhängen, die Seine
Hoheit der Großfürst auf Grund der Befugnisse, mit denen er ausgestattet ist, unverzüglich
treffen muß (A.D.L. III., S. 167 - 169).

Auf die Aufforderung, der, wie Iorga (X, S. 227) sich gelinde ausdrückt, „die elementarste
Höflichkeit fehlt," antwortete die rumänische Regierung überhaupt nicht,
und das war unter den gegebenen Umständen wohl die beste Antwort! Aber zu dem,
was nun auf der russischen Seite geschehen wird, kann man in Abwandlung eines
Bibelwortes nur sagen: Weh den Hochmütigen, denn ihnen gewährt Gott keine Gnade!

Das wahre Ziel, das Rußland mit seiner Kriegserklärung an die Türkei verfolgte, war
nicht so sehr die Durchsetzung der Menschenrechte für die christliche Bevölkerung in
der Türkei, wie die Russen nach außen hin vorgaben, sondern, wie wir bereits sahen,
die Annektierung Konstantinopels und dessen Ausbau als Stützpunkt für die Beherrschung
der beiden Meere: des Schwarzen und des Mittelmeeres. Durch die Erreichung
dieses Zieles wollten die Russen gleichzeitig auch ihre im Krimkrieg erlittene Niederlage
und Demütigung gewissermaßen aus der Welt schaffen. Im Juni überquerten die
russischen Truppen an mehreren Stellen die Donau, besetzten die Dobrudscha und
nahmen Nikopolis ein. Die Rumänen halfen dabei mit Artilleriebombardement vom
linken Ufer aus. Darüber schrieb Fürst Carol der Fürstin Elisabeth nach Bukarest:

Um zwölf Uhr war ich wieder in Cetata (...); ich traf dort Brätianu und erhielt die
Nachricht von der Einnahme Nikopolis', zu der unsere Artillerie von Turnu-Mägurele
aus viel beigetragen hat. Mais les Russes ne voudront pas reconnaitre les Services que
nous leur avons rendus: Großfürst Nikolaus hat dem Kaiser einen langen Rapport
über die Ereignisse vom Beginn des Krieges bis zum Donauübergang abgestattet,
worin er die rumänische Armee auch nicht mit einem Worte erwähnt! Das einzige,
was er über das Land sagt, ist: die rumänischen Eisenbahnen seien schlecht! - Das
mag wahr sein, aber ohne unsere mangelhaften Bahnen und ohne die rumänischen
Truppen wären die Russen noch lange nicht in Bulgarien! (A.D.L. III., S. 198).

Nach der Einnahme Nikopolis' fiel im Juli auch Lowtscha, eine Stadt südlich von
Plewna, in russische Hände, aber bei Plewna selbst standen die Russen vor großen
Schwierigkeiten. Sie hatten nämlich zwei schwere Niederlagen vor Plewna erlitten: die
erste am 8./20., die zweite am 18./30. Juli. Am 19./31. Juli erreichte den Fürsten Carol
um 9 Uhr ein von dem Großfürsten Nikolaus um 3.35 Uhr aus Trnowa abgeschicktes
Telegramm, das in der Geschichte dieses Krieges eine ähnliche Berühmtheit wie die
Emser Depesche Bismarcks am Vorabend des deutsch-französischen Krieges von
1870/71 erreicht hat! Das Telegramm lautete: Les Turcs ayant amasse les plus grandes
masses ä Plewna, nous abiment. Prie de faire fusion, demonstration et, si possible,
passage du Danube que Tu desires faire. Entre le Jiul et Corabia cette demonstration
est indispensablepourfaciliter mes mouvements (A.D.L. III., S. 2).

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