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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0170
Dumitru C. Amzar

Brätianu, der sich gerade beim Fürsten befand, war der Ansicht, die rumänische
Armee sollte den Russen unverzüglich zu Hilfe eilen, „da sie sonst über die Donau
zurückgeworfen, und Rumänien zum Kriegsschauplatz werden könnte." Fürst Carol
verbrachte eine schlaflose Nacht. Uber die Lage vor Plewna schrieb Fürst Carol an
seine Gemahlin in Bukarest am 21. Juli/2. August folgendes: Die Lage der Russen in
Bulgarien ist augenblicklich ernst und schwierig: es sind große strategische Fehler
begangen worden, die nicht leicht zu korrigieren sein werden; ich bin in dieser Beziehung
etwas besorgt. Als er diese Zeilen niederschrieb, wird Fürst Carol an den
Kriegsrat erinnert haben, der am 20. Mai/1. Juni in Ploesti beim Großfürsten Nikolaus
stattfand, als er - Carol - „die ausgebreitete Karte Nordbulgariens vor sich", „auf
die strategische Wichtigkeit des Straßenknotenpunkts Plewna aufmerksam machte"
und den Russen riet, nach vollzogenem Donauübergang diesen Ort so bald wie möglich
in ihre Gewalt zu bringen." (A.D.L. III., S. 170).

In dem vorhin zitierten Brief an die Fürstin Elisabeth heißt es weiter: „Jedenfalls
wird sich der Krieg in die Länge ziehen, was sehr zu bedauern ist. Konstantinopel
wird wohl nicht erreicht werden. Die verlorene Schlacht von Plewna ist in militärischer
und moralischer Beziehung ein Ereignis, das nicht ohne Einfluß auf den ganzen
Krieg bleiben wird. Die russischen Verluste sind enorm, und Nikopolis ist in Gefahr,
von den Türken zurückerobert zu werden... (A.D.L. III., S. 216).

Uber seine und Brätianu Einstellung zur Frage des aktiven Eintritts Rumäniens in
den Krieg fügte der Fürst im gleichen Brief hinzu: Brätianu - der am Tage davor
gefahren war -, ist über die Lage der Russen sehr besorgt und schlägt vor, daß wir
ihnen mit unserer Armee zu Hilfe kommen sollten, damit der Krieg sich nicht zu sehr
in die Länge zöge; ich vertrete aber die Ansicht, daß wir Bedingungen stellen müssen
(A.D.L. III., S. 217).

Der Großfürst Nikolaus teilte am 27. Juli/8. August aus Bulgarien Fürst Carol mit,
er sei stets der Ansicht gewesen, daß ein Zusammenwirken des russischen und rumänischen
Heeres geboten sei, und wisse sich mit dem Fürsten Karl eins in dem Gedanken,
daß jetzt der Moment gekommen sei, jene gemeinschaftliche Aktion ins Werk zu setzen
(A.D.L. III., S. 223). Aber aus der Meinungsverschiedenheit zwischen Russen und
Rumänen über die Übergangsstelle der rumänischen Truppen ersahen die beiden verantwortlichen
Männer der rumänischen Kriegspolitik, Fürst Carol und Brätianu, daß
die Russen den Rumänen noch immer keine eigene Operationszone zugestehen wollten
. Aus diesem Grunde verweigerte der Fürst den Übergang der 3. Division.

Zur gleichen Zeit erfuhr er von dem russischen General Loschkarew, daß zehn
Schwadronen rumänischer Kalaraschen18 unter seinem Kommando stünden. Den
Fürsten berührte dies auf das unangenehmste, und er ließ erklären, daß er die Einverleibung
seiner Armee in die russische niemals zugeben werde. Daraufhin wurden
Brätianu und Oberst Slaniceanu nach Gornja-Studena, dem Hauptquartier von Kaiser
und Großfürst, entsandt, um die Bedingungen für den Donauübergang der
rumänischen Truppen zu regeln und gleichzeitig mit Entschiedenheit zu erklären,

18 Calarafi ist ein Distrikt im Südosten Rumäniens an der Grenze zu Bulgarien mit gleichnamiger
Hauptstadt und am gleichnamigen See, s. Encyclopaedia Britannica. 1997. Bd. 2. S. 732.

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