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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0171
Rumäniens Kampf um die Unabhängigkeit

daß der Fürst das Kommando über sein Heer nicht aus der Hand geben werde
(A.D.L. III., S. 225).

Diesmal waren die Verhandlungen Brätianus im Hauptquartier des Kaisers von
Erfolg gekrönt. Er brachte aus Gornja-Studena einen Brief mit, in dem der Großfürst
sich am 6./18. August mit allen Vorschlägen der rumänischen Seite einverstanden
erklärte. Er gab gleichzeitig die Zusicherung, daß die rumänische Armee ihre Unabhängigkeit
beibehalten wird, und in bezug auf Details wird sie unter ihre unmittelbaren
Chefs direkt gestellt werden.

Am 10./22. August traf ein Telegramm vom Vortage ein, worin der Großfürst in
direkter Rede fragte: Wann kannst Du (die Donau) überschreiten? Tue es so rasch wie
möglich! Die Eile erklärte sich dadurch, daß am Schipkapaß seit Tagen schwere
Kämpfe im Gange waren, ohne daß die Russen eine Entscheidung zu ihren Gunsten
hätten herbeiführen können. Fürst Carol beantwortete am gleichen Tage zusammen
mit dem Brief vom 6./18. August zwei frühere Schreiben des Großfürsten, die inzwischen
gegenstandslos geworden waren. (Im ersten wiederholte der Großfürst die
Ansicht des russischen Oberkommandos über die Notwendigkeit einer einheitlichen
Kriegsführung und teilte gleichzeitig die bereits getroffenen Maßnahmen über die
Verteilung der rumänischen Streitkräfte auf verschiedene russische Kampfverbände
mit. Der zweite Brief enthielt genaue Anweisungen über die Aufgaben der rumänischen
Truppen. Aber die Zugeständnisse im dritten Brief machten alle diese Maßnahmen
hinfällig. Daher konnte sich Fürst Carol darauf beschränken, dem Großfürsten
für die Annahme seiner Vorschläge zu danken und ihn um ein Zusammentreffen
zu bitten, damit sie „den Gang unserer Operationen gegen Plewna endgültig" bestimmen
könnten. Der Großfürst erklärte sich auch mit diesem Vorschlag einverstanden,
und am 13./25. August vormittags traf im Hauptquartier des Fürsten „folgende, 21
Stunden früher aus Gornja-Studena abgesandte Depesche" ein: Der Kaiser und ich
(der Großfürst Nikolaus) wünschen, Dich so bald wie möglich zu sehen (...) Wir
erwarten Dich ungeduldig. Antworte mir, wann Du eintriffst, und ob über Nikopoli
oder Zimnicea. Ich hoffe, bei Deiner Ankunft wird uns die Zeit ausreichen, um die
Truppen gemeinsam zu besuchen (A.D.L. III., S. 226 - 234).

Am 16./28. August um halb acht Uhr abends traf Fürst Carol im Kaiserlichen
Hauptquartier ein, wo man ihn ungeduldig erwartete und ihm einen herzlichen
Empfang bereitete. Nach einigen Auskünften des Fürsten auf Anfragen des Kaisers
über Stärke und Zeitpunkt des Eintreffens seiner Armee, entwickelte sich ein „Wortwechsel
" zwischen ihm und dem Großfürsten, der in der fürstlichen Chronik wie
folgt wiedergegeben wird:

Als Großfürst Nikolaus daraufhin fragt, ob der Fürst die Absicht habe, sein Korps
persönlich zu befehligen, entgegnet dieser, daß das selbstverständlich sei. - Der
Großfürst wendet ein: Dieser Entschluß würde zu vielerlei Schwierigkeiten Anlaß
geben, da Fürst Karl natürlich nicht unter dem Kommando eines russischen Generals
stehen könnte. - Etwas lebhaft erwidert hierauf der Fürst: Allerdings könne er das
nicht, das sei eine Unmöglichkeit; dagegen können leicht zehn russische Generäle seinem
Befehl unterstellt werden!

Die Chronik fährt fort: Schweigend hat bisher der Kaiser diesem Wortwechsel
zugehört; jetzt fragt er den Fürsten, ob er nicht selbst ermüdet von der langen heißen

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