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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0173
Rumäniens Kampf um die Unabhängigkeit

kischen Widerstandes in der berühmten Festung, aber noch lange nicht das Ende
selbst; denn die Erstürmung der 1. Griwitza-Redoute hatte große Verluste an Offizieren
und Mannschaften gekostet. Von weiteren solchen Versuchen sah Fürst Carol
ab, und er schlug eine Belagerung vor, die nach drei Monaten, am 28. November/
10. Dezember die Festung von Plewna in die Hände der alliierten rumänisch-russischen
Streitkräfte brachte.

Zu diesem Zweck wurde der Belagerungsingenieur und General baltischer
Abstammung Graf von Todleben, der sich 1854/55 bei der Verteidigung von Sebasto-
pol bestens bewährt hatte, nach Plewna berufen. Zwischen dem jetzt 38jährigen Fürsten
Carol und dem 59jährigen Veteranen des Krimkrieges entwickelte sich bald ein
ausgezeichnetes Klima der Zusammenarbeit und ein echtes Freundschaftsverhältnis,
dem die fürstliche Chronik mit voller Achtung Erwähnung tut. Unter der strategischen
Führung des Fürsten und fachmännischen Leitung von Todlebens entstand die
sogenannte Cernierung (Belagerung) Plewnas, die letztendlich Osman Pascha, den
bedeutendsten Heerführer dieses Krieges auf türkischer Seite, zur Übergabe zwang.
Verwundet kapitulierte er am 28. November/10. Dezember - nach einem vergeblichen
Ausbruchsversuch - zusammen mit seiner 40 000 Mann starken Armee und 77
Geschützen vor dem rumänischen Obersten Cerchez, dem Kommandeur in seiner
nächsten Nähe. Seinen Säbel, den Oberst Cerchez nicht in Empfang nehmen wollte,
übergab er später einem russischen General; er bekam ihn aber vom Kaiser zurück.
Die von den Türken verlassene Griwitza-Redoute Nr. 2 konnte ebenfalls von Rumänen
besetzt werden, die außerdem noch die im Norden von Plewna gelegene Redoute von
Opanetz im Sturm genommen hatten.

Damit war für Rumänien der eigentliche Krieg zu Ende. Durch ihren von allen
ausländischen Beobachtern und militärischen Schriftstellern als heldenhaft anerkannten
Einsatz bei Plewna, Rahowa, Opanetz und im Januar 1878 noch bei Vidin
und Smärdan gelang es Fürst Carol, die Unabhängigkeit Rumäniens „auch auf
dem Schlachtfelde zu besiegeln", wie er sich gleich nach ihrer Proklamation im
Mai 1877 ausgedrückt hatte. Der militärische Kampf war zu Ende, jedoch noch nicht
der politisch-diplomatische um die territoriale Integrität, wie es in der Konvention
vom 4./26. April mit Rußland vorgesehen war, an die sich zu halten die Russen nicht
mehr für nötig hielten, nachdem Rumänien sich vom Schlachtfelde zurückgezogen
hatte.

Der Kampf um die territoriale Integrität, genauer: um die Beibehaltung Südbessarabiens
, mußte also jetzt in seine zweite Phase eintreten. Wie diese zweite und letzte
Phase des politisch-diplomatischen Kampfes geendet hat, werden wir bald sehen.
Zunächst hören wir uns noch an, wie der eigentliche, nunmehr nur noch russischtürkische
Krieg weitergeht.

Dieser Krieg geht in der Tat noch bis Ende Januar 1878 weiter, aber ohne nennenswerte
militärische Heldentaten, da die Türken nach der Kapitulation von Plewna nur
noch Rückzugsgefechte führten. Die Russen gingen über den Balkan in Richtung
Konstantinopel, ihr langersehntes Ziel, aber vor der türkischen Hauptstadt mußten
sie haltmachen, nicht weil die Türkei entschiedenen Widerstand entgegengesetzt hätte
, sondern weil England ihnen durch die Entsendung eines Flottenverbandes vor
Konstantinopel einen Riegel vorgeschoben hatte, nachdem die beiden kriegführenden

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