Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0174
Dumitru C. Amzar

Mächte am 19./31. Januar 1878 einen Waffenstillstand in Adrianopel unterzeichnet
hatten, dem dann am 3./15. März der Friede von San Stefano20 folgte.

Das bedeutete aber noch keinen endgültigen Abschluß des Krieges, da die Westmächte
, vor allem England, aber auch Osterreich, nicht mit allen Bestimmungen des
russisch-türkischen Friedens einverstanden waren; insbesondere lehnten sie die
Schaffung Großbulgariens ab, durch die Rußland den langersehnten Zugang zum
Mittelmeer erreicht hätte. Die endgültige Regelung der Verhältnisse auf dem Balkan
an der unteren Donau wurde erst im Juli 1878 auf dem Berliner Kongreß unter
dem Vorsitz des „ehrlichen Maklers" Otto von Bismarck geklärt, wie er sich am
19. Februar im Reichstag als Vermittler anempfohlen hatte21.

Kehren wir noch einmal zu Rumänien zurück! Am 15./27. Dezember 1877 fand
der feierliche Einzug des Siegers von Plewna in Bukarest statt. Er fand seine Fortsetzung
in einem Te Deum in der Metropolitenkirche und ging dann begreiflicherweise
in ein rauschendes Volksfest über. Die Freude des Volkes war jedoch nicht ungetrübt;
denn man wußte, daß Rußland nicht bereit war, Rumänien als gleichberechtigtes
kriegsführendes Land an den Friedensverhandlungen teilnehmen zu lassen. Im Friedensvertrag
von San Stefano war die Unabhängigkeit Rumäniens von beiden Seiten
anerkannt worden, aber Rußland schrieb sich Bessarabien zu22. Auf dem Berliner
Kongreß durfte die rumänische Abordnung, bestehend aus dem Ministerpräsidenten
Brätianus und dem Außenminister Kogälniceanu, das historische und ethnographische
Recht Rumäniens nicht nur auf Südbessarabien, sondern auf die ganze, ehemalige
östliche Moldau zwischen Pruth und Dnjestr vortragen und eine Denkschrift darüber
einreichen. Der ganze Aufwand bewirkte lediglich eine geringe Vergrößerung der
nördlichen Dobrudscha, die bereits im Friedensvertrag von San Stefano als Entschädigung
für den Verlust Südbessarabiens vorgesehen war.

Trotz der Bemühungen Bismarcks, es allen Beteiligten rechtzumachen, konnte eine
Erschütterung der vor diesem Krieg bestehenden Bündnisverhältnisse in Europa
nicht ausbleiben. Zuerst entstand eine noch tiefere Entfremdung zwischen Rumänien
und Rußland als sie seit Anfang des 18. Jahrhunderts ohnehin schon bestand. Sie
dauerte bis zum Ersten Weltkrieg, um danach infolge der Oktober-Revolution eine
weitere Verschärfung zu erfahren. Nachdem die Sowjetunion in mehr oder weniger
geheimer Komplizenschaft mit dem Dritten Reich durch ein Ultimatum vom 26. Juni

20 türkisch: Yesilköy, südwestlicher Vorort von Istanbul; vgl. dazu Wolfgang Libal: San
Stefano und die Makedonien-Frage. In: Damals. 11. Jg. 7 (1979) S. 619-630.

21 Vgl. dazu Ulrich Haustein: Aspekte deutsch-rumänischer Beziehungen zur Zeit Bismarcks
. In: W Althammer (Hgb.): Deutsch-rumänisches Kolloquium. In: Südosteuropa-
Studien. Bd. 22. München 1974. S. 85-95 und Gotthold Rhode: Der Berliner Kongreß und
Südosteuropa. In: Karl-Otmar Freiherr von Aretin (Hgb): Bismarcks Außenpolitik und
der Berliner Kongreß. Wiesbaden 1978. S. 107-130, besonders auch Otto von Bismarck: Vier
Reden zur äußeren Politik. Leipzig o. J. S. 14-31.

22 Siehe dazu Spiridon G. Foca§: Bessarabia in the political order of southeast Europe in the
19th Century. Societas Academica Dacoromania. Acta Historica. Tomus VIII. Rom 1968,
S. 119-144 und Radu Florescu: The impact of 1878 on Romania. S. 61-70. In: Maria
Manoliu-Manea (Ed.): The tragic flight of a border area: Bessarabia and Bucovina, A.R. A -
Amer. Romanian Academy of Arts and Sc. Vol. III. Humboldt State Univ. press 1983.

160


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0174