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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0212
Burghard Weiss

dem „Office of the Chief of Engineers, Commanding General, Manhattan Project".
In persona war dies der Generalmajor Leslie R. Groves, militärischer Leiter des Manhattan
-Projektes. Graves war als Sicherheitsfanatiker bekannt. Seine Beratungen mit
dem Chef des für die amerikanische Rüstungsforschung zuständigen Office of Scientific
Research and Development (OSRD), Dr. Vannevar Bush, und dem Chef des
militärischen Geheimdienstes, Generalmajor George V Strang, mündeten in einen
Vorschlag an den Chef des Armeegeneralstabs, General George C. Marshall, eine
Einheit mit dem Codenamen „Alsos" zu gründen. Zum militärischen Leiter wurde
der uns schon bekannte Oberst Boris T. Pash bestellt; die wissenschaftliche Leitung
übernahm der aus den Niederlanden stammende Physiker Samuel Goudsmit. Beide
suchten sich in den USA und Großbritannien eine handverlesene Truppe aus Militärs
und Wissenschaftlern zusammen, die Ende 1943 nach Europa entsandt wurde.
Zunächst in Italien, nach dem 6. Juni 1944, dem Datum der Landung der Alliierten
in der Normandie, auch in Frankreich, verfolgte Alsos das Ziel, so rasch wie möglich,
also in vorderster Front, alle greifbaren Informationen über die deutsche Atomforschung
zusammenzutragen und auszuwerten6.

Die Aufmerksamkeit von Alsos richtete sich zunächst auf Paris, dann auf Straßburg
, schließlich, nach der Rheinüberquerung bei Mannheim/Ludwigshafen auf Heidelberg
, und von dort bald auf den deutschen Südwesten, auf Hohenzollern: dort, in
der Gegend um Hechingen hatte die alliierte Aufklärung die aus Berlin verlagerten
Kaiser-Wilhelm-Institute (KWI) für Physik und Chemie ausgemacht, die im Rahmen
des „Uranvereins" mit Atomforschung befaßt waren7. Auf der Liste der Objekte
stand auch das benachbarte Bisingen mit seiner Forschungsstelle D, wobei noch nicht
klar war, ob es sich hier um ein selbständiges Institut oder lediglich um einen Teil des
KWI für Physik handelte. Leiter war der Schweizer Physiker Walter Dällenbach8.

Von Horb am Neckar kommend stießen die Amerikaner in südöstlicher Richtung
vor, und dies mit größtmöglichem Tempo, da es galt, den Franzosen zuvorzukommen
, denen der Südwesten Deutschlands als Besatzungszone zugesprochen worden
war: Am 21. April 1945 wurde Haigerloch, am 23. April Hechingen, und in den beiden
folgenden Tagen Bisingen und Tailfingen eingenommen9.

Der im Felsenkeller von Haigerloch noch im Aufbau befindliche Kernreaktor
wurde demontiert sowie zehn der führenden deutschen Atomphysiker, unter ihnen
Otto Hahn, Werner Heisenberg, Max von Laue und Carl Friedrich von Weizsäcker,

6 Samuel Goudsmit: Alsos. New York 1947. - Boris T. Pash: The Alsos Mission. New York
1969. S. 9. - Thomas Powers: Heisenbergs Krieg. Hamburg 1993. passim.

7 Vgl. den Geheimbericht: TA Project: Enemy Intelligence. Excerpts from the joint Anglo-US
Report to the Chancellor of the Exchequer and Major General L. R. Groves, 28. November
1944, abgedruckt in: E H. Hinsley (wie Anm. 5) S. 931-944, hier S. 933.

8 Akten der Alsos-Mission heute in den National Archives at College Park (MD): RG 77
(Manhattan Engineering District, Records of the Office of the Chief of Engineers), Entry 22
(Records of the Foreign Intelligence Section), box 160-175; in diesem Text im Folgenden zitiert
als NARA RG 77, Entry 22, box Nr... Zur Forschungsstelle Dällenbach s. besonders box 166,
170, 171.

9 Vgl. dazu S. Goudsmit: Alsos (wie Anm. 6).
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