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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0213
„Forschungsstelle D" in Bisingen

verhaftet und über Zwischenstationen in Frankreich und Belgien nach England verbracht
, wo sie von Juli bis Dezember 1945 in Farm Hall, einem Landsitz bei
Cambridge, interniert und abgehört wurden10.

Während die Direktoren der Kaiser-Wilhelm-Institute für Physik und Chemie,
Heisenberg und Hahn, in alliierte Gefangenschaft gingen, blieb dem Leiter der Forschungsstelle
D, Walter Dällenbach, dies Schicksal erspart: Zu Weihnachten 1944 war
er in die Schweiz gereist, von wo er nicht mehr nach Deutschland zurückkehrte. Es
kann vermutet werden, daß er sich rechtzeitig vor dem Einmarsch der Alliierten in
seine Heimat abgesetzt hat. Es gibt in der Tat einen Hinweis, daß Dällenbach zum
Zeitpunkt seiner Abreise nicht mehr damit rechnete, vor Kriegsende nach Bisingen
zurückkehren zu können: einen vom Schweizerischen Konsulat in Markgröningen
bei Stuttgart ausgefertigten „Schutzbrief" für die Forschungsstelle D (Abb. 166.1 -
166.3, S. 218 - 220), den Dällenbach rechtzeitig vor seiner Abreise angefordert hatte11.

Am 24. April 1945, einem Dienstag, rückte Alsos auch in Bisingen und die Forschungsstelle
D ein; die Räumlichkeiten der Firma Maute wurden gründlichst durchsucht
, der Schutzbrief blieb offensichtlich unbeachtet. Da Dällenbach selbst nicht
mehr greifbar war, nahmen die Alsos-Experten seinen Mitarbeiter, Karl Weimer, ins
Verhör. Die am 27. April von F. A.C. Wardenburg und Dr. David B. Griggs durchgeführte
Befragung Karl Weimers endeten damit, daß die Amerikaner die Forschungsstelle
freigaben und ihr die Weiterarbeit erlaubten; zu einer Beschlagnahme oder Demontage
kam es nicht! Lediglich Konstruktionspläne und Patentunterlagen wurden
sichergestellt12.

Dieses vergleichsweise glimpfliche Davonkommen ist doch recht erstaunlich, wenn
man sich in Erinnerung ruft, wie systematisch zur selben Zeit in Haigerloch und
Hechingen „auf-" bzw. „abgeräumt" wurde! Wir werden noch darauf zurückkommen
, warum Alsos hier keinen Grund sah, in ähnlicher Weise einzugreifen!

Das Verhängnis war jedoch lediglich aufgeschoben: Am 17. Mai 1945 erschien eine
Kommission französischer Offiziere, die die Anwesenden verhörte, einige Meßgeräte
und Zeichnungen mitnahm, eine Wache in das Gebäude legte und das Wiederbetreten
untersagte. Am 23. Mai 1945 erfolgte dann die offizielle Beschlagnahme der

10 Vgl. dazu zuletzt D. Hoffmann: Operation Epsilon. Die Farm-Hall Protokolle oder Die
Angst der Alliierten vor der deutschen Atombombe. Berlin 1993.

11 Datiert vom 7. Dezember 1944! (Hoover Institution Stanford (CA), Pash-Papers).

12 Alsos, Hechingen Area Operation, 30. April 1945 (NARA RG 77, Entry 22, box 166);
ferner Bericht von Weimer an KWG, 24.06.1945 (Archiv zur Geschichte der MPG Berlin,
Abt. I, Rep. 1A, Nr. 2978). Aufgrund seiner Kenntnis geheimdienstlicher Quellen in den USA
kam auch Powers zu dem Urteil: Walther (sie) Dällenbach war während der letzten Kriegsmonate
Gegenstand zahlreicher Nachforschungen, aber er scheint in der deutschen Atomforschung
keine bedeutende Rolle gespielt zu haben. (Powers 1993 (wie Anm. 6); S. 731). Für
die von Alsos beschlagnahmten Unterlagen Dällenbachs s. die „German Atomic Energy
Articles" (G-files), Nr. 209: „Patent Application and General Correspondence With the
German Patent Office On A Particle Accelerator, by Walter Dällenbach, 1943, 9 pages".

199


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