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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0217
„Forschungsstelle D" in Bisingen

Weiteres Gewicht gewinnt diese Vermutung aus der Tatsache, daß der in den
Geheimdienstquellen gestiftete Zusammenhang durch spätere Quellen nicht gestützt
wird. In dem schon 1947 als Buch veröffentlichten, quasi offiziellen Bericht über die
Alsos-Mission schreibt deren Leiter, der uns bereits bekannte Physiker Samuel
Goudsmit, nämlich zur Forschungsstelle D29:

Many other research laboratories had also been evacuated to that region south of
Stuttgart in the State of Württemberg. A Swiss scientist, Dällenbacb, had a separate
laboratory there, „Research Center D", in which he intended to construct a cyclotron
based on new principles. He had the füll support and confidence of the Nazi research
Council; the Kaiser Wilhelm Institutes for Biology and Metallurgy were also nearby.

Goudsmit stellt also klar, daß Dällenbachs Arbeitsgebiet nicht Sprengstoffe, sondern
Beschleuniger (die beabsichtigte Konstruktion eines Zyklotrons) war, und
behauptet darüber hinaus nicht, daß dieses in Zusammenhang mit dem Uranprojekt
stand, sondern nur, daß Dällenbach vom Reichsforschungsrat (RFR) unterstützt
wurde. Goudsmit stellt überhaupt keinen expliziten Zusammenhang zwischen dem
deutschen Uranprojekt und der Forschungsstelle D her; er nimmt sie vielmehr lediglich
als Beispiel für jene Forschungsinstitute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
(KWG), die sich nach den Verlagerungsaktionen des Jahres 1943 im deutschen Südwesten
konzentrierten: Abteilungen des KWI für Biologie befanden sich jetzt in
Hechingen und Tübingen während das KWI für Metallforschung bereits 1933/34 von
BerlinDahlem nach Stuttgart verlegt worden war. Keines dieser Institute hatte Bedeutung
im Kontext des deutschen Uranprojekts. Goudsmit mußte es schließlich wissen.
In seinem Buch blieb daher nur eine kontextuelle Verbindung zwischen der Forschungsstelle
D und den anderen KWI übrig, die ihren Grund in ihrer geographischen
Nachbarschaft hatte; diese allerdings konnte, bei oberflächlicher Auslegung,
ebenso mißdeutet werden wie die Informanten des OSS es mit letzterer auch getan
hatten.

4. FORSCHUNGSSTELLE D, ZUM ZWEITEN: DIE FAKTEN

Kommen wir also jetzt zu den aus den Quellen belegbaren Tatsachen! Erste Hinweise
liefert uns die Person: der Schweizer Physiker und Ingenieur Hans Walter Dällenbach
. Dällenbach war kein Kernphysiker. Man könnte ihn am ehesten als technischen
Physiker bezeichnen, er war im besonderen ein Hochfrequenz-Experte mit Industriekarriere
. Hier einige Worte zu seiner Biographie, die dann 1943 in die Gründung
der Forschungsstelle D einmündete.

Dällenbach stammte aus Burgdorf im Kanton Bern, wo er am 29. Mai 1892 als
Sohn des Beamten Rudolf Dällenbach und dessen Ehefrau Margaritha, einer geborenen
Hof mann, zur Welt kam. Er war in Otterbach (ab 1946: Linden) heimatberechtigt
und ist am 21. März 1990 in Bern gestorben30. Nach Schulausbildung und Matu-

29 Goudsmit: Alsos, New York 1947, S. 95/96 (Hervorhebung B. W).

30 Schweizerische Eidgenossenschaft, Kanton Bern, Zivilstandsamt, Todesschein 1990/339/
677.

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