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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0220
Burghard Weiss

(RLM) wurde in Konstanz am Bodensee eine neue Fertigungsstätte errichtet. Die dazu
notwendigen Verhandlungen mit der Stadt Konstanz wie auch mit dem RLM führte
kein geringerer als Dällenbach selbst, der damit beste Kontakte zum RLM erwarb40.

Der Expansion der Hochfrequenztechnik ungeachtet, trachte Dällenbach aber
bald danach, Pintsch/Funkstrahl wieder zu verlassen. Ob dafür fachliche oder politische
Gründe maßgeblich waren, bleibt offen. Die Hochfrequenztechnologie war zu
diesem Zeitpunkt nicht nur für die Sendetechnik und Funkortung, sondern im Zuge
der seit Anfang der dreißiger Jahre besonders in den USA vorangetriebenen Entwicklung
des Prinzips der Mehrfachbeschleunigung (Zyklotron) auch für die Kern-
und Strahlenforschung zunehmend relevant geworden. Dällenbach will durch einen
Vortrag Heisenbergs darauf aufmerksam geworden sein41. Auch wenn wir den von
Dällenbach behaupteten Anlaß im Jahre 1942 nicht identifizieren können, so ist dies
doch gut möglich, da Heisenberg wiederholt an verschiedenen Stellen auf die Bedeutung
der Beschleuniger, vor allem des Zyklotrons, hingewiesen und ein verstärktes
Engagement des Reiches und der deutschen Industrie auf diesem Sektor angemahnt
hat42. Dällenbachs Überlegungen mündeten in ein Konzept für einen zum Zyklotron
alternativen Beschleuniger, das er im Juni 1942 zum Reichspatent anmeldete43. Ergänzende
HF-Studien reichte Dällenbach im November 1942 in Deutschland zur
Veröffentlichung ein; sie wurden Anfang 1943 in der Zeitschrift „Hochfrequenztechnik
und Elektroakustik" publiziert44.

Dällenbach strebte dann verständlicherweise danach, seine Ideen praktisch zu realisieren
. Im Rahmen der Kriegswirtschaft aber unterlagen Forschung und Entwicklung
staatlicher Kontrolle. Geld stellte dabei kaum ein Problem dar, Personal und
Material aber waren knapp und unterlagen strenger Kontingentierung. Angesichts
dieser Verhältnisse bedurfte die Aufnahme neuer Forschungsprojekte nicht nur der
Zustimmung, sondern auch der administrativen und finanziellen Unterstützung der
zuständigen Ressorts. Dällenbach hat sich um Unterstützung dieser Stellen bemüht,
wobei er seine Kontakte zu Industrie und Bürokratie spielen ließ. Durch Vermittlung
eines alten Freundes im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion
(Speer) gelang es Dällenbach, von Heisenberg, dem Doyen der deutschen Physik, ein
Schreiben zu erwirken, in dem Heisenberg den Dällenbachschen Ideen die prinzipielle
Förderungswürdigkeit attestiert. Heisenbergs Rolle war jedoch doppelbödig! Als

40 Landesarchiv Berlin, STA Rep. 250-01-13 (Julius Pintsch AG).

41 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Wiss.-Hist. Sammlungen, HS 911: 2 und 14.

42 Werner Heisenberg: Deutsche und Jüdische Physik. Hrsg. von Helmut Rechenberg.
München 1992. passim.

43 "Patent Application and General Correspondence with the German Patent Office On A
Particle Accelerator, by W Dällenbach" (German Atomic Energy Articles (sog. „G-files"), No.
209).

44 W Dällenbach: Resonanzbedingung, Schwingende Feldenergie, Verlustleistung, Dämpfungskonstante
und Frequenzänderung kreiszylindrischer, konzentrischer Hohlraumresona-
toreng. In: Hochfrequenztechnik und Elektroakustik 61 (1943), V, S. 129-140; ders.: Transformationsstück
mit kleinstem Ballast an schwingender Feldenergie. In: Hochfrequenztechnik
und Elektroakustik 61 (1943), II, S. 53-56. Die Arbeiten waren am 20. bzw. 26. November
1942 bei der Redaktion der Zeitschrift eingegangen.

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