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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0222
Burghard Weiss

Mechaniker, eine technische Zeichnerin53 sowie zwei Sekretärinnen54. Zu Unterbringung
dieser Kräfte mietete die KWG im Gasthaus „Zum Waldhorn" in Bisingen einige
Räume.

Diese kleine Truppe also arbeitete fortan an der Realisierung des Dällenbachschen
Beschleunigers, des sog. „SuperZyklotrons". Was hatte es damit auf sich? Wie ist es
fachlich zu bewerten?

Dällenbachs Vorhaben war in Deutschland sicher einzigartig und auch innovativ.
Einzigartig schon deshalb, weil er der einzige war, der sich während des Krieges in
Deutschland mit der Neuentwicklung von Beschleunigern befaßt hat, sofern wir hier
von der Entwicklung des Betatrons, die in der Industrie betrieben wurde und auf die
ich noch zu sprechen kommen werde, einmal absehen. Andere Beschleunigerprojekte
, die es natürlich auch gab, befaßten sich sämtlich mit dem mehr oder minder exakten
Nachbau bereits bekannter Beschleunigertypen. Dies galt insbesondere für die
deutschen Zyklotron-Projekte (unter Bothe in Heidelberg, Hoffmann in Leipzig, von
Ardenne in Berlin), die - zum Teil sogar auf der Grundlage von aus Amerika mitgebrachten
Blaupausen - das Modell von Ernest O. Lawrence nachbauten55. Auch
Dällenbachs Gedanke, Hohlraumresonatoren, also dreidimensionale HF-Schwingkreise
, zur Beschleunigung elektrisch geladener Teilchen zu verwenden, war zu diesem
Zeitpunkt innovativ und durchaus zukunftsträchtig. Auf dieser Basis wurde
nach dem Krieg ein erfolgreicher und heute verbreiteter Beschleunigertyp entwickelt,
das sog. Mikrotron, das auf den Russen Vladimir Veksler zurückgeht56. Doch enthielt
Dällenbachs Entwurf auch kardinale Fehler: die Art und Weise, wie er die Teilchen
außerhalb des Resonators mit Magnetfeldern in sog. „Leitkanälen" zu führen gedachte
, war mit den Mitteln der Zeit kaum praktikabel; der Verzicht auf eine magnetische
Führung im Resonator selbst dagegen hatte gravierende negative Konsequenzen für
die Funktionsfähigkeit der ganzen Maschine.

zuständig war, was als Indiz für den rüstungstechnischen Verwendungszusammenhang der
Forschungsstelle D interpretiert werden kann. Für wertvolle Mitarbeit bei der Aufklärung der
Identität von Schmid danke ich Herrn Oskar Beck, Bisingen.

53 Von den ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Dällenbachs konnte ich Frau Ilse
Juliusberg, geborene Cordes, in Hamburg ermitteln, die von Januar 1944 bis April 1945 in der
Forschungsstelle D als technische Laborantin in Stellung war und von Dällenbach zur technischen
Zeichnerin ausgebildet wurde. Ich danke Frau Juliusberg für mündliche Auskünfte und
die Überlassung privater Dokumente.

54 Erna Eschbach und Else Panitz (Schreiben von Frau Ilse Juliusberg vom 9. Januar 1995,
s.o.).

55 S. dazu Burghard Weiss: Groß, teuer und gefährlich? Kernphysikalische Forschungstechnologien
an Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vor, während und nach Ende des
„Dritten Reiches". In: Doris Kaufmann (Hrsg.): Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
im Nationalsozialismus. Bestandsaufnahme und Perspektiven der Forschung. Göttingen 2000.
S. 699-725.

56 V Veksler: A New Method of Acceleration of Relativistic Particles. In: Journal of Physics
(Moscow) 9 (1945), S. 111, 153-158. Zum Mikrotron s. Rudolf Kollath: Teilchenbeschleuniger
, 2. Aufl. Braunschweig 1962. S. 87-103; E. Persico, E. Ferrari u. S. E. Segre: Principles
of Particle Accelerators. New York u. Amsterdam 1968. S. 181-184.

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