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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0235
HEINZ PFEFFERLE

Südwürttembergische Regionalidentität und die
Wiedereinführung der Konfessionsschule nach 1945

1. EINE REDUNDANTE FRAGESTELLUNG?

Was soll es schon Besonderes sein, wenn in Süd-Württemberg nach 1945 wieder die
Konfessionsschule eingeführt wird, die erst 1936 durch die sog. „Deutsche Schule"
der Nationalsozialisten abgeschafft worden war?1 Was war in einem Staat anderes zu
erwarten, in dem eine von Katholiken geprägte CDU mit absoluter Mehrheit seit
Dezember 1946 regierte? In dem eine Umfrage der Kultusverwaltung im Frühjahr
1946 bei den katholischen Eltern eine Mehrheit von 90% für die Wiedereinführung
erbringt?2

Erst auf den zweiten Blick fallen Umstände auf, die die Wiedereinführung der
Konfessionsschule eher unwahrscheinlich machen: die sehr rigide Besatzungspolitik
der französischen Militärregierung mit ihrem besonders stringenten Bildungsanspruch
und der streng laizistischen Ausrichtung des französischen Schulwesens, die
Neuformierung der CDU als bewußte Abkehr vom rein katholischen Zentrum unter
Einbeziehung der Protestanten, die strikte Gegnerschaft der meisten Lehrer gegen die
Konfessionsschule bis 1933 und insbesondere der bewußte Verzicht der evangelischen
Landeskirche in Württemberg auf die Konfessionsschule. Bald wird auch deutlich,
dass in Südbaden ebenso wie in Nordwürttemberg-Nordbaden die christliche
Gemeinschaftsschule zur Regelschule gemacht wird und dass dies auch die Tolerierung
durch den Freiburger Erzbischof Gröber erfährt. Für das hohenzollerische
Gebiet seiner Diözese fordert Gröber allerdings die Konfessionsschule.

Insgesamt also doch eher eine offene Partie, zu Zeiten sogar eine offene Feldschlacht
mit ungewissem Ausgang. Während das Zentrum in der Weimarer Republik
noch ganz unbesorgt sich für die katholische Bekenntnisschule einsetzen kann, ist
dies für die interkonfessionelle CDU ein außerordentlich riskantes Unternehmen, da
die evangelische Kirchenleitung ebenso wie große Teile des Protestantismus die
Bekenntnisschule nicht als erstrebenswertes Ziel, sondern im Gegenteil als unange-

1 Größere Teile des Aufsatzes wurden als Referat bei der 24. Tagung der Internationalen Lehrplan
- und Lernmittelgespräche der Internationalen Gesellschaft für Geschichtsdidaktik in
Tramin (Südtirol) am 25. Mai 2001 vorgetragen. Für die kritische Lektüre danke ich meinem
Kollegen Herrn Studiendirektor Albert Gnädinger.

2 Rechenschaftsbericht des Staatssekretariats (Carlo Schmid); Protokoll der Verhandlungen
der Verfassungsgebenden Landesversammlung vom 22. November 1946. Protokoll S. 12.

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