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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0032
Edwin Ernst Weber

seiner Kätterle nützlich und passend für Klosterfrauen sei, bei der Chorfrau Maria
Dorothea Köberle die brüske Reaktion auslöst, über die Lektüre habe nicht der
Beichtvater zu bestimmen, so zeugt dies von einem gewissen Selbstbewusstsein der
Schwestern gegenüber ihren Seelsorgern44.

Das Stift legt auch noch im 18. Jahrhundert großen Wert auf sein altes Privileg der
freien Beichtigerwahl. Die Hilfe des Bischofs bei der Findung und Auswahl eines
neuen Seelsorgers 1765 nimmt der Konvent, wie geschildert, eher reserviert und in
Sorge um seine klösterliche Freiheit an45. Noch empfindlicher reagiert man, als nach
dem Tod von Beichtiger Johann Martin Lauffer im November 1788 die fürstliche
Regierung zu Sigmaringen einen erst 28jährigen Priester aus Sigmaringen mit Nachdruck
als Nachfolger empfiehlt. Dies sei seit Gründung des Klosters noch nie geschehen
, und die Pröpstin weist die unerwünschte Einmischung der Regierung mit dem
Hinweis zurück, dass diese Affaire ihr allein obliege46. Statt dessen bemühen sich die
Chorfrauen durch Kontakte nach außen selbst um die Ermittlung eines geeigneten
neuen Seelsorgers. Wunschkandidat ist zunächst Joseph Könzinger, Director und
Beichtvater der aus verschiedenen aufgehobenen vorderösterreichischen Klöstern
zusammengefassten ehemaligen Franziskanerinnen im Institut Gorheim. Könzinger
hatte während der langen Krankheit des bisherigen Seelsorgers in Inzigkofen als
Beichtiger ausgeholfen und dabei offenbar das Vertrauen der Augustinerinnen erworben
. Als die Gorheimer Ex-Nonnen auf den drohenden Weggang ihres offenbar
hochverehrten Directors mit unbeschreiblicher Betrübnis und der Drohung, aus
der klosterähnlichen Gemeinschaft in die Welt zu gehen, reagieren, entschließt sich
Könzinger zum Bleiben. Die Wahl der Inzigkofer Augustinerinnen fällt sodann auf
Franz Xaver Egle, bisher Pfarrer in Hausen bei Kloster Urspring, der bei einigen
Chorfrauen mit einem gedruckten Tagbichlein Aufmerksamkeit erregt hatte. Auf die
von Chorfrauen veranlasste Anfrage der Inzigkofer Pröpstin bei Egle reagiert dieser
positiv und zieht innerhalb kürzester Zeit in Inzigkofen auf47.

Während der 1765 dank bischöflicher Hilfe eingesetzte Johann Martin Lauffer 23
Jahre lang bis zu seinem Tod 1788 als Beichtiger tätig ist und mit hohen Ehren gleich
einer Klosterfrau zu Grabe getragen wird48, tun sich andere Geistliche mit der
Klosterseelsorge offenkundig ungleich schwerer. Dem aus der Herrschaft des Prä-
monstratenserklosters Obermarchtal stammenden Kaplan Koller ist 1789 in Inzigkofen
alles zu still und einsam (...), dan Er liebte die Zusamenkunften und Campa-
nien, und so lässt er sich schon bald nach Biberach versetzen. Sein Nachfolger
sodann, der aus Sigmaringen stammende Ex-Kapuziner Gamillus Daneckher, fühlt
sich in Inzigkofen unterbezahlt und führt vielfache Klage darüber, dass er mit der
von den Chorfrauen gewährten Vergütung bei diesen teuren Zeiten nicht bestehen

44 Kraus (wie Anm. 4), S. 153.

45 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 243ff.; Lebensbeschreibung der Pröpstin Anna Maria
Schöpfer (Lebensbeschreibungen 1742 - 1801, wie Anm. 4).

46 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 435ff.

47 Ebd.

48 Ebd., S. 425ff.

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