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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0034
Edwin Ernst Weber

rinnen. Der bereits erwähnte Pater Joseph Zwinger beispielsweise hält im November
1768 vor dem in der Monstranz ausgesetzten höchsten Gut eine dreitägige Recollec-
tion zum Thema Tod54.

Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Klosterleben übt sodann der
Visitator aus, der ausweislich der dichten Korrespondenz im 17. und 18. Jahrhundert
über die Kontroll- und Prüfbesuche im Dreijahres-Rhythmus hinaus die Rolle eines
beständigen Ratgebers und Aufsehers wahrnimmt55. Euer Hochwürden und Gnaden
, wie der Abt von Kreuzlingen in den überaus devoten Schreiben der Inzigkofer
Pröpstinnen tituliert wird, wird über Novizenaufnahmen ebenso informiert und um
Rat gefragt wie zu Konflikten mit dem Beichtiger oder auch zu Zwistigkeiten mit
dem Sigmaringer Schutzherrn56. Der Chorfrau Maria Monika Hafner dient der
Visitator als selbstverständlicher Adressat für ihre massiven Klagen über vermeintliche
Statutenverstöße im Kloster und das Versagen der damaligen Pröpstin57. Dass
die Hoffnung auf ein Eingreifen der Kreuzlinger Äbte in die inneren Angelegenheit
des Inzigkofer Konvents durchaus realistisch war, zeigt sich an zahllosen Interventionen
und Vorgaben im Untersuchungszeitraum: Eine Verordnung über freiwillige
Bußwerke während des Mittagessens 1778 ist dabei ebenso zu finden wie die erwähnte
Anweisung zum künftigen Verfahren beim Tod landfremder Personen im Kloster
oder schließlich auch die Weichenstellungen für den Kirchenneubau von 178058: Nachdem
der klösterliche Wunsch nach einem Neubau der angeblich höchst baufälligen
und schlechten Klosterkirche 1779 vom Kreuzlinger Prälaten grundsätzlich gebilligt
worden ist und der Abt sogar mehrere Gespräche mit dem Sigmaringer Rokokobaumeister
und -maier Meinrad von Au geführt hat, hat sein zwischenzeitlich ins Amt
gekommener Nachfolger im Jahr darauf den Inzigkofer Klosterfrauen die barocke
Ausmalung und Stuckierung des Gotteshauses gänzlich missrathen, weil bey disen
Zeiten die mehriste Kürchen ganz weiss gelassen werden. Die frühklassizistische
Ausgestaltung der Klosterkirche ist mithin dem entgegen der Präferenz der Chorfrauen
vorgebrachten Wunsch des Visitators zu verdanken! Während der josephini-
schen Klosteraufhebungen schließlich, als Inzigkofen zeitweise um seinen Fortbestand
bangt, wird auf Rat des Kreuzlinger Prälaten ein ganzer Kufer mit Kostbarkeiten
nach Kreuzlingen in Sicherheit gebracht, wobei allerdings auf dem Transport
verschiedene Gegenstände verderben und zerbrechen59.

Nachdem das Visitatorenamt im 15. und 16. Jahrhundert häufig gewechselt und
nacheinander der Prior des schweizerischen Chorherrenstifts Beerenberg und die
Pröpste der Augustinerchorherrenstifte Beuren, Indersdorf, Ulm und Waldsee in
bischöflichem Auftrag die Aufsicht über das Frauenstift wahrgenommen hatten,

54 Ebd., S. 278.

55 Schriftverkehr zwischen Inzigkofen und dem Abt von Kreuzlingen 1710 - 1751 (wie
Anm. 32).

56 Als Beispiele Schreiben von Pröpstin Anna Maria Schöpfer an den Abt von Kreuzlingen
v. 14. 1. 1749, 21. 1. 1751 (ebd.).

57 Bericht an den Visitator, ca. 1756 (wie Anm. 4).

58 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 356f., 359ff.

59 Ebd., S. 369ff.

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