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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0037
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

halb des Klosters verstorbener weltlicher Personen erbittet und erhält das Stift
wiederholt bischöfliche Schützenhilfe69. Auch als Österreich seit 1769 von den in vor-
ländischen Orten - Schwenningen, Ablach, Hundersingen und (Jnlingen - gelegenen
Inzigkofer Lehensgütern die Fassion einfordert, erbitten die Chorfrauen neben dem
Kreuzlinger Visitator auch beim Bischof Verhaltensmaßregeln angesichts dieser bisher
unüblichen Steuerforderung. Mit dem Hinweis, dass die Gewalt zu groß sei und
sich nichts dagegen machen lasse, kann der Fürstbischof den besorgten Schwestern
indessen ebenso wenig helfen wie einige Jahre später bei den josephinischen Klosteraufhebungen
in Vorderösterreich70. Während der Visitator, wie geschildert, die Chorfrauen
zur vorsorglichen Verbringung klösterlicher Schätze nach Kreuzlingen veranlasst
, rät der gleichfalls angegangene Bischof Maximilian von Rodt in einer Geheimantwort
dringend von einer solchen Flüchtung von Wertgegenständen ab, da dies bei
den herrschenden Umständen gefährlich sei.

Eine besondere Beziehung zwischen dem Stift Inzigkofen und dem Fürstbischof
von Konstanz scheint nicht nur über den bischöflichen Beichtvater, sondern zeitweise
überdies über bischöfliche Verwandte im Konvent zu bestehen. Als Bischof Franz
Konrad von Rodt 1762 die Klosterklausur besucht, gilt sein besonderes Interesse
neben der neuen prächtigen Monstranz auch der Grabstätte zweier verstorbener
Tanten, die in Inzigkofen als Chorfrauen gelebt hatten71. Neben dieser gewiss ehrenvollen
„special relationship", die auch auf den besonderen Rang und das Ansehen des
Stiftes Inzigkofen verweist, ist zumindest für das 17. und 18. Jahrhundert eine sehr
weitgehende Einflussnahme von Visitator wie von Bischof in die inneren Angelegenheiten
des Klosters und eine vielfach geradezu ängstliche Bereitschaft von Pröpstin
und Konvent, den Wünschen von beiden Kirchenfürsten zu willfahren, zu beobachten
. Die so gern betonte klösterliche „Freiheit" der Inzigkofer Frauen erscheint unter
diesen Umständen als sehr relativ und eingeschränkt.

4. HOCHLEISTUNGSFRÖMMIGKEIT

Dieses Einwirken von außen wird in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch massive
Spannungen und Konflikte innerhalb des Konvents zusätzlich begünstigt, die in der
älteren Forschung mit ihrer Idealisierung des stets regeltreuen und tugendsamen
Inzigkofer Klosterlebens entweder übersehen72 oder aber als eine dank den
Bemühungen von Visitator, Beichtiger und älteren Chorfrauen alsbald aufgefangene
„gefährliche Verflachung und Lauheit besonders bei den jungen Schwestern" fehlgedeutet
wurden73. Hintergrund und Auslöser der Krise ist indessen gerade keine

69 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 415ff.

70 Ebd., S. 287, 369ff.

71 Ebd., S. 222ff.

72 Eisele (wie Anm. 5), S. 152; Johann Nepomuk Wetzel: Geschichte der katholischen
Kirche in Schwaben-Hohenzollern. I. Teil. Bühl/Baden 1928, S. 111.

73 Kraus (wie Anm. 4), S. 131, in seinem Vorwort; in gleichem Sinn Schnitzer (wie Anm. 6),

5. 15.

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