Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0041
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

das Totengedächtnis sind die Beichtiger der beiden Klöster83. Nach Auffassung von
Schwester Maria Monika Hafner 1756 ist die Vielzahl der eingegangenen Bündnisse
für die Chorfrauen zu einer schweren Bürde und Last durch die damit verbundenen
Extragebete und hl. Messen geworden. Wo auch immer eine neue Bruderschaft aufkomme
, lasse die Pröpstin die Klosterfrauen einschreiben und belaste sie so mit vielen
Messen und Betstunden bei Tag und Nacht, die man gar nicht mehr verrichten
könne. Künftig sollte es nach Meinung von Maria Monika genügen, für die Verstorbenen
der Verbrüderungs-Klöster Seelvesper (Placebo), Vigil und Rosenkranz zu verrichten84
. Ein ähnlich überbordendes Totengedenken ist auch im benachbarten
Zisterzienserinnenkloster Wald anzutreffen, wo 1773 insgesamt 531 Jahrtage ermittelt
werden, von denen wiederum 110 mit einem gestifteten Seelamt oder einer Messe
gefeiert werden85.

5. MISSACHTUNG DES SCHWEIGENS UND MISSBRAUCH DES
REDFENSTERS

Während Maria Monika Hafner auf diese Weise eine durchaus nachvollziehbare und
in den Visitationsakten durch Aussagen anderer Schwestern vielfach bestätigte Kritik
an Auswüchsen einer Hochleistungsfrömmigkeit übt, ist ihr Bericht mit anderen Vorwürfen
zugleich das Dokument eines offenkundigen Generationenkonflikts im Kloster
. Dabei beruft sie sich auf die Augustinerregel und vor allem die Klosterstatuten
gegen vor allem von den jüngeren Chorfrauen praktizierte und von der Pröpstin
geduldete Verhaltensweisen im Konvent. Ein wichtiger Kritikpunkt ist die Verletzung
von Klausur und Schweigepflicht. So werde das durch die Statuten vorgeschriebene
Schweigegebot für die Zeit von der abendlichen Komplet bis nach dem Kapitel am
folgenden Morgen und sodann von der Terz bis nach der Non wie auch in Kirche,
Chor, Kreuzgang, Kapitelstube, Reventer und Zellen in der Praxis vielfach nur wenig
beachtet. Im Gänglein vor der Kirche, wo die Chorröcke der Chorfrauen hingen,
hielten manche Schwestern ein lauthen schwezmarkht und ein Gelächter, was eine
große Störung für die in der Kirche Betenden bedeute. Selbst während der hl. Messe
und dem Hochamt werde das Schweigen nicht genau beachtet, besonders vor der Vesper
sei oft ein endloses Geschwätz und zur Zeit des Betens und Singens ein vielfaches
Wispeln, Räuspern, Husten und Ausspucken86. Bei der Ermahnung der jungen Leu-

83 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 265; Bruderschafts- und Gebetsverbindung mit dem
Frauenkloster Katharinental 1767 (StAS Dep. 39, DS 1 78/5).

84 Kraus (wie Anm. 4), S. 135.

85 Kuhn-Rehfus (wie Anm. 2), S. 313; im Unterschied zu Inzigkofen finden sich in Wald
allerdings nur sehr wenige Hinweise auf Gebetsverbrüderungen in den Quellen (ebd., S. 327).

86 (M. Monika Hafner:) Bericht an den Visitator (wie Anm. 4), fol. 15r - 18r; Kraus (wie
Anm. 4), S. 132; allg. zum Stillschweigen im Kloster Inzigkofen Eisele (wie Anm. 5), S. 142.

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0041