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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0054
Edwin Ernst Weber

darauf verwiesen, dass er sie nur unter der Bedingung ausgebildet habe, dass sie allein
für das Kloster arbeite124. In noch massiverer Form findet sich dieser Vorwurf im
Klageschreiben von Maria Monika Hafner, die von wunderbaren Rosenbüschen mit
gefassten Stöcklein berichtet, die Maria Rosa zum Verschenken hergestellt habe,
obgleich doch Zeit und Material eigentlich dem Kloster zustünden. Ihrem Bruder,
einem Priesterkandidaten, habe sie von ihr gefasste Spazierstöcke und dazu noch
Süßwaren und kräftige Sachen ins Seminar geschickt, die sie von Mitschwestern für
das Malen und die Fassarbeiten an den Altären in den Zellen sowie der Betstühle in
der Kirche erhalten habe. Mit den vornehmsten Arbeiten aus Seidenblumen habe ihr
Bruder dem Regens des Priesterseminars ein Geschenk gemacht125.

Nach dem Eindruck von Maria Monika Hafner leidet unter dem im Konvent verbreiteten
Vorrang der eigentümlichen Arbeit das geistliche und klösterliche Leben. Sie
empfiehlt dem Visitator, den Klosterfrauen das Geschenkemachen während des
Jahres zu verbieten bzw. auf das geringe Maß zu begrenzen, wie dies zu Zeiten der
früheren Pröpstin Karrer gegolten habe. Dann würden auch die an den kunsthandwerklichen
Geschenken interessierten Weltleute dem Kloster wieder fern bleiben126.

11. KONTRÄRE KONZEPTE DES KLÖSTERLICHEN LEBENS

Hinter den geschilderten Kontroversen um die klösterliche Frömmigkeitspraxis, die
Beachtung von Klausur und Armutsgebot, den Stellenwert der Musik und der
eigentümlichen Arbeit sowie den Einzug einer gewissen Sinnlichkeit und geistigen
Eigenständigkeit auf Seiten offenbar vor allem jüngerer Schwestern lassen sich deutliche
Parteiungen innerhalb des Inzigkofer Konvents mit konträren Konzepten des
klösterlichen Lebens und durchaus auch persönlich geprägten Gegnerschaften unter
den Schwestern ausmachen. Da ist einerseits gewissermaßen die Partei der „Neuerer",
die eine Steigerung bestimmter Frömmigkeitsformen - die ewige Anbetung, freiwillige
Gebetsverpflichtungen, die anspruchsvolle musikalische Gestaltung von Gottesdienst
und Chorgebet, Gebetsverbrüderungen - mit einer größeren Freizügigkeit auf
anderen Feldern des klösterlichen Lebens - Kontakte zur Außenwelt, Geselligkeit
und Frohsinn sowie eine gewisse Individualisierung namentlich bei der Lektüre und
im Kunsthandwerk - miteinander zu verbinden versucht. Neben der Pröpstin Anna
Maria Schöpfer sind es zumal die der mittleren Generation angehörenden Chorfrauen
Maria Dorothea Köberle, Maria Clara Wegscheidel Maria Rosa von Ponsar, Maria
Rosalia Köberle sowie möglicherweise Maria Angela Kimpl, die für diese Bestrebungen
stehen. Jedenfalls werden die vier erstgenannten Schwestern, wie berichtet, als
ausgewiesene Befürworterinnen einer „offenen" Tischlektüre benannt, und bei der
Visitation von 1756 bezichtigt die Priorin Angela, Dorothea, Rosalia und Clara, noch

124 Visitation v. 4. 7. 1756 (Visitationen 1609 - 1756, wie Anm. 4).

125 Kraus (wie Anm. 4), S. 146f.

126 (M. Monika Hafner:) Bericht an den Visitator (wie Anm. 4), fol. 76r; Kraus (wie
Anm. 4), S. 147

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