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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0055
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

immer die Partei des ehemaligen Beichtigers Heggele zu unterhalten127. Auf der
Gegenseite lassen sich lediglich die Verfasserin des Klageschreibens an den Visitator,
Maria Monika Hafner, sowie die seit 1754 amtierende Priorin Maria Veronika Walz
eindeutig identifizieren. Sie stehen für eine rigide Bewahrung der überkommenen
Ordnung sowohl gegenüber strengeren Frömmigkeitsformen wie auch bestimmten
Liberalisierungstendenzen innerhalb des Konvents128.

Wie so häufig in sozialen Auseinandersetzungen spielen auch in Inzigkofen
persönliche Eigenheiten und Animositäten eine nicht geringe Rolle. In besonderer
Weise scheint dies für Maria Clara Wegscheider zu gelten, die übereinstimmend von
Maria Monika Hafner sowie in mehreren Aussagen bei der Visitation von 1756 als
eigensinniges und konfliktfreudiges Naturell beschrieben wird. Neben ihrem tyrannischen
Regiment als Chorwochnerin sowie ihrer kunsthandwerklichen Leidenschaft
werden ihr eine ungünstige Beeinflussung der Pröpstin sowie offenbar auch ein
gewisser Hang zur Intrige vorgeworfen. Schwester Maria Martha weiß dem Visitator
1756 zu berichten, dass die Pröpstin deme unrihig und aigensinnigen Klosterfräule
Maria Clara zu viel Gehör schenke, und benennt sie als Anstifterin, die die Pröpstin
wider die Priorin sowie den Beichtiger aufbringe und entzweie. Von mehreren Frauen
wird übereinstimmend bekundet, dass Maria Clara die Priorin nicht ausstehen
könne und behaupte, ihre Wahl sei nicht rechtmäßig erfolgt. Maria Angela zufolge
will Maria Clara alles nach ihrem Sinn haben und gibt es immerzu confusiones, seit
sie Chorregentin sei. Selbst um die Pröpstin gebe sie nichts, weshalb ihr diese auch
nichts zu untersagen getraue129. Maria Veronika Walz tritt überraschend bereits nach
vier Jahren als Priorin zurück - ihrer Lebensbeschreibung zufolge aufgrund einer
Krankheit, mit der sie in der Folge aber noch zehn Jahre lebt130. Ob die bereits nach
einjähriger Amtszeit eintretende Erkrankung mit den innerklösterlichen Spannungen
zu tun hatte, muss offen bleiben.

Wie mehrfach geschildert, weist Maria Monika Hafner eine wesentliche Schuld für
die von ihr gebrandmarkten Statutenverstöße sowie bestimmte Auswüchse einer die
Frauen überfordernden Hochleistungsfrömmigkeit der damaligen Pröpstin Anna
Maria Schöpfer und ihrem eklatanten Versagen als Klostervorsteherin zu. Manche
Vorwürfe der Kritikerin finden in Aussagen anderer Schwestern bei der Visitation von
1756 ihre Bestätigung: Priorin Maria Veronika Walz beklagt sich dabei bitter, dass die
Pröpstin um die Meinung ihrer Stellvertreterin nichts gebe, sondern deren Vorstellungen
als Eingriff in ihre Amtsführung zurückweise. Umso mehr lasse sie sich von
anderen vorschwätzen, sei leichtgläubig und höre bei vorgebrachten Beschuldigungen
die Beklagten oft nicht an. Besonders ertrage die Pröpstin das freche Zureden der
Schwestern Maria Clara und Maria Rosa, schlucke dieses und anderes in sich hinein,
so dass sie öfters die Gichter bekomme. Auch andere Frauen werfen der Kloster-

127 Visitation v. 4. 7. 1756 (Visitationen 1609 - 1756, wie Anm. 4).

128 Vgl. die Aussagen der Priorin ebd.

129 Ebd., Aussagen der Schwestern Maria Angela, Maria Martha, Maria Eleonora und Maria
Xaveria.

130 Lebensbeschreibung der Chorfrau Maria Veronika Walz (Lebensbeschreibungen 1742 -
1801, wie Anm. 4).

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