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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0058
Edwin Ernst Weber

mit einer ikonographisch durchaus ungewöhnlichen Darstellung des hl. Geistes in
Menschen-, vielleicht sogar in Frauengestalt gezählt werden140. Erhaltene Zeugnisse
der Verehrung des Leidens Christi sind der 1756 mit bischöflicher Erlaubnis im
Langhaus angebrachte Kreuzweg, dessen Bildtafeln von der Mutter von Schwester
Maria Agnes Weißkopf gestiftet werden, sowie verschiedene Kunstwerke, die Augustinerinnen
bei der Kreuzverehrung zeigen141.

Ein großes Anliegen ist den Inzigkofer Frauen die Erlangung von Ablässen zu
bestimmten Festanlässen. Zur 300-Jahr-Feier der Annahme der Augustinerregel im
Jahr 1694 beispielsweise kann der bischöfliche Beichtvater und Extraordinari-Beich-
tiger des Klosters R Petrus Ehrentreich S.J. ein päpstliches Breve für einen vollkommenen
Ablass zur Jubiläumsfeier erwirken142. Nachdem sie zuvor alle sieben Jahre
erneut darum anhalten und dem Agenten jedes Mal eine Gebühr von 3 oder 4 Gulden
bezahlen mussten, vermittelt der Reichsprälat von Kreuzlingen 1769 dem Stift auf
ewige Zeiten einen vollkommenen Ablass auf jeweils die letzten drei Fasnachtstage143.
Allein von Papst Benedikt XIV (1740 - 1758) besitzen die Klosterfrauen in der Mitte
des 18. Jahrhunderts einen „Schatz" von fünf Bullen über verliehene Ablässe in ihrem
Archiv144. Ein selbstverständlicher Bestandteil der barocken Frömmigkeit ist sodann
auch im Kloster Inzigkofen die Verehrung von Heiligenreliquien. Ähnlich wie zahlreiche
andere Klöster und Kirchen bemühen sich auch die Inzigkofer Augustinerinnen
noch im 18. Jahrhundert nach Kräften um den Erwerb von Reliquienschätzen,
die sodann von den Schwestern kunstvoll gefasst und in Schreinen angeordnet werden
. Ein bis heute erhaltenes Zeugnis dieses Reliquienkults sind die Gebeine des Hl.
Vitalis, die dem Kloster 1738 geschenkt und in den Folgejahren mit reichen Gold- und
Silberstickereien gefasst und im Unterbau eines Altars auf der Nonnenempore ausgestellt
werden145.

Ein Kernelement des klösterlichen Lebens ist weiterhin das Fasten, das in Inzigkofen
offenbar auch im 18. Jahrhundert mit großer Konsequenz praktiziert wird.
Neben den wöchentlichen Fasttagen an Mittwoch, Freitag und Samstag stellen vor
allem die 40tägige Fastenzeit vor Ostern und die Adventszeit die Klosterfrauen vor

140 Kunstsammlung des Landkreises Sigmaringen, Inv.-Nr. 293; vgl. Eugen Buri, Erbsünde,
Erlösung, Dreifaltigkeit - Der Hl. Geist in Gestalt einer Frau. Ein augustinisches Andachtsbild
. In: Ders. u. Ingeborg Maria Buck (Hgg.): Andreas Meinrad von Au 1712 - 1792. Katalog
zur Ausstellung. Sigmaringen 1992, S. 141 - 144; zum Hintergrund der Heilig-Geist-Dar-
stellung in Menschengestalt vgl. Karl Pörnbacher: Die heilige Crescentia Höß von Kaufbe-
uren. Lindenberg 22002, S. 65 - 73.

141 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 178f.; Eisele (wie Anm. 5), S. 139; Max Beck:
Inzigkofen. Kurzchronik mit Bildern aus Inzigkofen, Vilsingen und Engelswies. Horb a.N.
1988, S. 74; vgl. außerdem das Rundgemälde an der Spitze des rechten Seitenaltars in der Klosterkirche
Inzigkofen.

142 Geissenhof (wie Anm. 4), § 29.

143 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 281.

144 Ebd., S. 192ff.

145 Max Beck: Ehemalige Klosterkirche Inzigkofen. Beuron 1991, S. 17. Zum Erwerb von
Reliquien vor allem von angeblichen römischen Katakombenheiligen durch das Kloster Wald
im 18. Jahrhundert vgl. Kuhn-Rehfus (wie Anm. 2), S. 327ff.

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