Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0061
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

wird in der Folge als zu kostbar wieder verkauft154. Maria Monika Hafner fällt 1771 die
Annahme ihrer tödlichen Krankheit dem Nachruf zufolge vor allem deshalb schwer,
weil sie im Folgejahr gerne noch ihr goldenes Profess-Jubiläum gefeiert hätte155.

In den erhaltenen Nachrufen auf die Inzigkofer Klosterfrauen des 18. Jahrhunderts
wird Krankheit und Sterben eine „ganz besondere, ja zeichenhafte Bedeutung"
beigemessen156. Gelassenheit und die Ergebung in Gottes Willen erscheinen als die
vollendetste Form eines „guten" und gottgefälligen Endes. Die Schilderungen in den
Nachrufen tragen allerdings vielfach topoihaften Charakter, hinter dem die tatsächliche
Persönlichkeit mitunter nur schemenhaft in Erscheinung tritt. Pröpstin Anna
Maria Schöpfer etwa wird in ihrem langen und schmerzhaften Siechtum eine heroische
Ergebung in den göttlichen Willen attestiert; wie eine Fackel habe sie den hellsten
Glanz der Tugend in Krankheit und Tod verbreitet. Während auch die frühere
Priorin Maria Veronika Walz ihre langwierige Krankheit mit Gelassenheit erduldete,
ist bei der mit nur 43 Jahren an einer peinvollen Lungenkrankheit zugrunde gehenden
Maria Clara Wegscheider von einem sehr harten Tod die Rede. Die Ergebung in
Gottes Willen und die letztlich gelassene Hinnahme ihres Sterbens findet sich den
Nachrufen zufolge auch bei Maria Monika Hafner sowie Maria Rosa von Ponsar, die
allerdings anfänglich mit Blick auf irdische Ziele - das bevorstehende goldene Professjubiläum
bzw. die Vollendung des Nonnenemporen-Gitters - mit ihrem Geschick
durchaus auch hadern. Wenn beim Tod der Künstlerin Maria Rosa von Ponsar davon
die Rede ist, dass sie in den letzten Tagen ihrer schmerzhaften Krankheit große
Geduld und Zufriedenheit zeigte, mehrfach beim Beichtiger alles ablegte, was ihr
Zweifel oder Angst bereitete, und schließlich ganz ruhig wurde und meinte, Gott
gewähre ihr eine große Gnade, dass sie den Tod nicht fürchte und völlig in den göttlichen
Willen ergeben sei, so hat dies durchaus mystische Qualität157. Der profanen
Perspektive eröffnet sich der Befund, dass von den zwischen 1699 und 1801 verstorbenen
102 Klosterfrauen immerhin zwei Fünftel trotz der durchaus strengen Lebensweise
ein Alter von wenigstens 70 Jahren erreichten158.

Einen festen Platz in der religiösen Praxis auch kontemplativ ausgerichteter
Klöster haben die Armenspeisung und die Almosengabe an Bedürftige. Der hohe
Rang des Almosens im geistlichen Selbstverständnis der Inzigkofer Schwestern ist bis
heute daran ablesbar, dass im Aufsatz der beiden Seitenaltäre in der Klosterkirche die
Darstellung einer Augustinerin bei der Kreuzverehrung der Ansicht einer Chorfrau
bei der Almosenverteilung gegenüber- und damit gleichgestellt wird. Für die Ausgabe
und Verteilung der Almosen an Bedürftige ist die Portnerin zuständig. Neben
Lebensmitteln und Geld wird, wie geschildert, offenbar mitunter auch Arznei aus der

154 Geissenhof (wie Anm. 4), § 48.

155 Lebensbeschreibung der Chorfrau Maria Monika Hafner (Lebensbeschreibungen 1742 -
1801, wie Anm. 4).

156 Engelmann (wie Anm. 28), S. 170.

157 Lebensbeschreibungen der Chorfrauen Maria Veronika Walz, Maria Clara Wegscheider,
Maria Monika Hafner, Maria Rosa von Ponsar sowie der Pröpstin Anna Maria Schöpfer
(Lebensbeschreibungen 1742 - 1801, wie Anm. 4).

158 Eisele (wie Anm. 5), S. 151.

45


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0061