Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0063
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

Gulden in Reutlingen beschaffte leistungsfähige Feuerspritze dient vorrangig den
Sicherheits-Bedürfnissen des Klosters und erst in zweiter Folge dem Brandschutz der
Nachbarschaft166.

14. HILFLOSES UNVERSTÄNDNIS UND WACHSENDE
UNTERGANGSSTIMMUNG

Diese traditionelle klösterliche Welt mit ihrer kontemplativen und asketischen Frömmigkeit
und Religiosität wird mit dem Vordringen der Aufklärung seit der Mitte des
18. Jahrhunderts zunehmend als unnütz und nicht vernunftgemäß in Frage gestellt. In
der Chronik des Klosters Inzigkofen spiegelt sich die von außen hereinbrechende
Bedrohung seit den 1770er Jahren in hilflosen Bekundungen des Unverständnisses
gegenüber den Ideen und Anliegen der neuen Zeit sowie in einer stetig zunehmenden
Untergangsstimmung wider. Besonders irritierend ist dabei für die Inzigkofer Augustinerinnen
, dass ausgerechnet das Erzhaus Osterreich, die traditionelle Schutzmacht
der Germania Sacra, nunmehr in besonders rücksichtsloser und eigennütziger Weise
gegen Besitz und Rechte von Kirche und Klöstern vorgeht.

Der erste Anlass zur Sorge ist die generelle steuerliche Erfassung von Vermögen
und Einkünften aller Klöster und sonstigen kirchlichen Einrichtungen durch Österreich
offenbar seit 1769. Zwar war das Stift bereits in der Vergangenheit und zuletzt
während des Siebenjährigen Krieges zu den Reichssteuern herangezogen worden167,
die kontinuierliche Erhebung einer kameralen Fassionssteuer von allen geistlichen
Besitzungen und Einkünften in Österreich indessen erscheint der Klosterchronistin
als massiver Eingriff in die kirchlichen Rechte und Freiheiten. Das im hohenzolleri-
schen Immediatort Inzigkofen gelegene und damit nicht habsburgischer Landeshoheit
unterstehende Augustinerchorfrauenstift trifft es mit insgesamt acht Lehenshöfen
in vorderösterreichischen Dörfern der Nachbarschaft sowie den Sipplinger Rebbergen
und einer Gesamtsteuersumme von zunächst 3 Gulden 55 Kreuzer. Allerorten
habe sich die Geistlichkeit, so berichtet die Klosterchronik, gegen die neue Steuer
stark widersetzt, hat aber nichts geholfen, wo man es nit gutwillig geben, hat man es
mit Gewalt genommen. Sowohl beim Abt von Kreuzlingen wie auch dem Bischof
von Konstanz erbitten die Schwestern Verhaltensmaßregeln gegenüber der Steuerforderung
, erhalten aber nur die hilflose Antwort, dass die Gewalt gar zu groß sei und
sich nichts dagegen machen lasse. Bereits jetzt berichtet die Klosterchronistin von der
umgehenden Vermutung, dass an den höchsten Höfen die meisten Minister ungläubig
seien und Feinde der Geistlichkeit. 1776 findet sich erstmals die Befürchtung, dass
Österreich das Kloster Inzigkofen weiter unter seine Kontrolle bringen könnte168.

166 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 217ff.

167 Beiträge des Klosters Inzigkofen für Türkensteuern, französische Kontributionen, für die
ungarischen Grenzfestungen etc. 1675 - 1802 (StAS, Dep. 39 DS 1 94/1-10); Türkensteuer- und
Kontributionszahlungen des Klosters Inzigkofen 17./18. Jahrhundert (ebd. 140/11-25);
Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 197f., 220f.

168 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 287, 315f., 348f.

47


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0063