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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0318
Die Herrschaft erntete, wo sie nicht ausgesät hatte

Zurück zum Baugesuch des Christian Großbayers. Zwei Tage später erfuhr man
im Schreiben des Oberamtes Haigerloch, dass per Erlaß der fürstlichen Regierung der
Bau eingestellt wurde und die Bauzeichnungen dorthin geschickt werden mussten.
Der Oberamtmann vertrat dem Fürsten gegenüber die Standpunkte Großbayers, die
diese Erweiterung rechtfertigten. Die Klosterfrauen seien wegen des Befelchs nicht
wenig erschrocken gewesen und baten um die gnädigste Zustimmung. Denn die
Finanzierung war gesichert, weil die Klosterfrau Dominika Billmayer aus Österreich
von ihrem Vater den dortigen Hof nach dessen Tod erbte. Auch der Beichtvater der
Klosterfrauen erschien gestern auf dem Oberamt und bat um die Zustimmung zu
diesem Bauvorhaben. Im Falle der Genehmigung hätten ihm die Schwestern zugesichert
, die Waschküche mit einem guten Gewölbe zu versehen. Der ganze Bau war
für 1200 fl vergeben worden und wurde auch ausgeführt, wie eine Beschreibung aus
dem Jahre 1828 bestätigt.

2.2 RELIGIÖSE GRUNDLAGE

Im 12. bis 15. Jh. erfuhr die Mystik „in Schwaben eine besondere und tiefreichende
Ausprägung. Mystik ist das unmittelbare Erleben des Wirkens Gottes in der Seele.
Diese ganz persönliche Religiosität, die nicht auf dem Verstand, sondern auf der
innersten Erfahrung beruht, diese klar und deutlich erfahrene Verbundenheit des
Menschen mit Gott war im 14. und auch noch im 15. Jh. in Schwaben Gemeingut
breiter Kreise. Diese Strömungen, die zu einer tiefen Innerlichkeit führten, die aber
auch kirchenpolitischen Radikalismus mit sich bringen konnten, stellten eine Bedrohung
für die Kirche dar. Riesengroß war die Gefahr, der Ketzerei zu verfallen"2.

Die neuen Orden der Dominikaner und Franziskaner bemühten sich nun, diese religiösen
Bewegungen in kirchliche Bahnen zu lenken. Beide Orden erwuchsen aus dem
Bestreben, das Leben des armen Jesus und die Einfachheit der christlichen Frühzeit zu
erneuern. Sie lehnten jeden Grundbesitz ab, bestritten ihren Unterhalt durch Arbeit
und milde Gaben der Gläubigen, um die demütigst gebettelt werden sollte. Deshalb
nannte man sie auch Bettelorden. Ihr Hauptwirkungsstätten waren die Städte. Denn
deren Zahl war von etwa 200 in Mitteleuropa um das Jahr 1150 schon 100 Jahre später
auf 1500 gestiegen, um im Jahre 1350 in Mitteleuropa fast 4000 Städte zu zählen.

Um auch Frauen in die Klöster aufnehmen zu können, schufen die Bettelorden
einen Zweiten Orden (2. Ordensregel) mit eigener Lebensordnung. Es blieben aber
noch viele Frauen übrig, die wegen ihres Alters, durch Ehe oder sonstige Verhältnisse
nicht in den 1. oder 2. Orden eintreten konnten. Für sie wurde zusätzlich ein Dritter
Orden (3. Ordensregel) eingerichtet. Die Mitglieder der 3. Orden unterschieden sich
von den Nonnen, daß sie keine Gelübde ablegten, sondern nach einem einjährigen
Noviziat (Probezeit) durch ein förmliches Versprechen Mitglied der Vereinigung
wurden.

2 Wilfried Schöntag: Rechtliche und wirtschaftliche Grundlagen von Klause und Stift Inzig-
kofen. In: Hohenzollerische Heimat 32 (1982), S. 33 f.

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