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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0356
Die Säkularisation des Klosters Habsthal

terer Bereich des Lehrplans umfaßte die Geistesbildung. Nach Mezlers Auffassung
beschränkte sich diese jedoch auf die für die Haushaltsführung nutzbaren Kenntnisse
im Schreiben und Rechnen.

In der unterrichtsfreien Zeit wurde die gesamte Palette hauswirtschaftlicher Tätigkeiten
eingeübt: Kochen, Stricken, Nähen, Spinnen, Weben, Zwirnen, Bleichen,
Kleidungsstücke zuschneiden, Waschen, Stärken, Plätten, Herstellung und Reinigung
von Weißzeug, Besorgung des Gartens (Obstkultur, Gemüse- und Kräuteranbau,
Blumenkultur), Einmachen und Dörren für den Winter, Versorgung der Haustiere,
Herstellung von Lichtern, Seife, Stärke und Essig. Alle praktischen Arbeiten wurden
von der Schulvorsteherin Genoveva Elser überwacht31.

Obwohl den Schülerinnen durchaus fundierte Kenntnisse und Fähigkeiten für ihre
Arbeit im häuslichen Bereich vermittelt wurden, lag der Zweck dieser Ausbildung
klar auf der Hand. Er entsprach der Rolle, auf die die Mädchen von vorne herein festgelegt
waren: Jeder, mit seinem wahren Vortheil bekannte Mann wird solchen praktisch
gebildeten Mädchen, als Gattin, als Hauswirthin, als Aufseherin und Dienstboth
vor andern den Vorzug gebeni2.

Mezlers Konzept war auf praktische Bildung ausgerichtet und ausschließlich nach
pragmatischen Gesichtspunkten ausgearbeitet worden. Die Allgemeinbildung trat
dabei völlig in den Hintergrund. Sein Pragmatismus war so stark ausgeprägt, daß die
Persönlichkeitsentwicklung der Zöglinge und die Förderung ihrer individuellen
Begabungen völlig vernachlässigt wurden. Die Geistesbildung war auf ein Minimum
reduziert und musische Fächer waren ohnehin vom Unterrichtsstoff ausgeklammert.
„Modefächer" wie Klavierspielen, Zeichnen und Sticken hatten in Mezlers Lehrplan
nichts zu suchen: Und gewiß alles was die Mädchen mehr lernen, als für ihren Stand
und Beruf erforderlich und anwendbar ist, geht aus dem Übel. Es verdreht ihnen den
Kopf, rottet den schlichten Menschenverstand aus, und macht sie, wenn nicht zu
großen, doch wenigstens zu kleinen Narren^.

2.3 DIE FINANZIERUNG

Die Einrichtung des Mädchenpensionats erforderte eine Reihe von Investitionen. Da
es sich um eine private Erziehungsanstalt handelte, konnte man beim Staat keine
finanziellen Ansprüche geltend machen. Die fürstliche Regierung hatte die Gründung
der Schule zwar genehmigt, um die Finanzierung mußten sich die Initiatoren
aber selbst kümmern.

Zunächst mußten die Räumlichkeiten für die Schule hergerichtet und ausgestattet
werden. Um sie vom Wohnbereich der Klosterfrauen abzugrenzen, wurde die Schule
in einem separaten Flügel des Klosters untergebracht. Räume standen genügend zur
Verfügung, denen man unterschiedliche Funktionen zuordnen konnte. Neben den

31 Ebd., S. 21ff.

32 Ebd., S. 8.

33 Ebd.

341


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