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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0365
Doris Muth

gisch-didaktisches Konzept in die Praxis umsetzen konnte. Mit seiner Kompetenz in
Erziehungsfragen, seinem ausgezeichneten Ruf und beträchtlichen Einfluß verschaffte
Mezler dem Institut fachliche Unterstützung und, trotz mancher Kritik, soziale
Anerkennung. Mezler muß außerdem von der Persönlichkeit der Priorin sehr angetan
gewesen sein. Es finden sich sowohl im Entwurf der Privatschule als auch in der
Chronik mehrere Hinweise seiner Wertschätzung hinsichtlich Tatkraft und Klugheit
der Klostervorsteherin. Vermutlich erschien sie ihm als geeignete Partnerin für die
Verwirklichung seiner Pläne. Hier stießen zwei Persönlichkeiten aufeinander, die ihre
Interessen auf das Zweckmäßigste miteinander zu verbinden verstanden.

Ein weiterer Faktor, der die Schulgründung begünstigte, lag in der Infrastruktur
des Klosters. Als Ort für die Unterbringung eines Internats war es auf Grund seiner
Lage und räumlichen Gegebenheiten sehr gut geeignet. Pfarrer Hammer bemerkte
dazu: Da das Kloster Habsthal ganz einsam liegt und ein reinliches, gesundes,
bequem eingerichtetes Kloster ist, so tauget im ganzen Land kein Ort zu einem
solchen Institut besser58. Das Kloster war sehr abgelegen, in seiner Nachbarschaft
befanden sich nur ein Bauernhof, ein Amtsgebäude und ein Wirtshaus. Die einsame
Lage erleichterte die Beaufsichtigung der Zöglinge und erlaubte es, sie gegen Einflüsse
von außen abzuschirmen. Da die Klosteranlage den Konventualinnen zu fast
uneingeschränkter Nutzung überlassen worden war, bot das Kloster genügend Platz
für den Schulbetrieb. Ein weiterer wichtiger Punkt war die personelle Ausstattung
des Klosters. Da mehrere Klosterfrauen bereit waren, sich dem Unterricht ohne
Bezahlung zu widmen, stand williges und unentgeltliches Lehrpersonal zur Verfügung
, sicherlich einer der wichtigsten Standortvorteile Habsthals. Man könnte einwenden
, daß es auch in anderen aufgehobenen Frauenklöstern genügend Lehrpersonal
gegeben hätte, doch hier verbanden sich strukturelle Faktoren mit außergewöhnlichem
persönlichen Engagement und bildeten einen günstigen Boden für dieses
Unternehmen. Über die infrastrukturellen Vorzüge, die das Kloster Habsthal zu bieten
hatte, hinaus, kam hier die treibende Kraft Conrada Eggers zum Tragen.

3. DIE RÄUMUNG DES KLOSTERS HABSTHAL

Mehr als drei Jahrzehnte nach der Säkularisation, im Jahr 1840, wurde der Habsthaler
Frauenkonvent endgültig aufgelöst. Auf dem Klostergelände sollte eine Taubstummenschule
und Lehrerbildungsanstalt eingerichtet werden. Die sechs Frauen, die zu
diesem Zeitpunkt noch in Habsthal lebten, mußten das Kloster räumen. Die Auflösung
des Konvents wurde sorgfältig vorbereitet und kam für die Frauen nicht überraschend
. Nachdem sie von der Obersten Domänendirektion über ihre Haltung
bezüglich der Räumung des Klosters befragt worden waren, erklärten sie schriftlich
ihre Bereitschaft, das Kloster zu verlassen und forderten eine Jahrespension von 400
fl. Im Protokoll wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Entscheidung der

58 Klosterarchiv Habsthal. Schulsachen. Der Anno 1806 eurer hochfürstl. Sigmaringischen
Regierung von Seiten Habsthals wegen Errichtung eines Mägdchen Institutes vorgelegte Plan.
(Anhang zur Chronik).

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