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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0388
Der Fürst und „seine" Hexe

lässt sich jedenfalls noch heute aus folgender Bemerkung herausspüren: [E]ine solche
Person haben wir so lange im Haus gehabt^. Ihm dürfte klar geworden sein, dass mit
der Hinrichtung der Delinquentin und dem Verbrennen ihres geschundenen Körpers
sich seine quälenden Sorgen und beklemmenden Ängste nicht ebenso in Rauch
und Asche auflösen würden. Denn mit dem Geständnis der Kindsfrau war ja in seinen
Augen bewiesen, dass der Teufel seit vielen Jahren im Schloss sein Unwesen
trieb, und die als Ohristin oder Teufelsführerin Beschuldigte hatte ja schließlich -
wenn auch widerwillig - weitere, zum Teil noch lebende Gespielen des bösen Feindes
genannt.

Logischerweise ließen die nächsten Prozesse nicht lange auf sich warten66. Zwei
Wochen nach der Hinrichtung der Untervögtin, am 4. April 1643, wurde Anna Funk,
Ehefrau des Zimmermanns und langjährigen Hechinger Ratsherrn Jacob Aichgasser
enthauptet und verbrannt. Ihr folgte wenige Tage später Catharina Ziegler, des
Malers Martin Friesen Witwe. Gegen des Gegaufen Weib wurde als Verdächtige ermittelt
. Alle drei Frauen stammten aus Hechingen. Auch dies unterstreicht, neben der
zeitlichen Nähe, den Zusammenhang mit dem Kadis-Prozess.

Im Juli 1643 verließ der Fürst wieder einmal die Grafschaft, um seiner Gemahlin
aufzuwarten. Die Niederlande - ein Refugium für einen von bösen Geistern geplagten
und von Hexen bedrängten Regenten? Während seiner Abwesenheit bis in den
Herbst 1645 hinein schwieg das Malefizgericht in Hechingen wieder67. Im darauf folgenden
Frühjahr - der Fürst musste sich nach seiner Rückkehr wegen einer plötzlich
aufgetretenen Leibsindisposition einer Sauerbrunnen- und Badekur unterziehen68 -
folgte erneut ein Prozess gegen eine namentlich nicht benannte 70-jährige Frau aus
Hechingen. Trotz mehrfacher Tortur durch den Henkermeister Hans Ullder aus
Oberndorf bekannte die Beklagte jedoch nicht und wurde deshalb am 13. Juni 1646
„zu ewigem Karzer verurteilt"69.

In den nun folgenden vier Jahren wiederholte sich das Szenario: Zeiten der Abwesenheit
des Regenten (1647 und 1649) hinterließen in Hechingen eine trügerische
Ruhe70. Zeiten der Anwesenheit - so beispielsweise 164871 - waren geprägt von neu-

65 Ebd.

66 Vgl. Kraus (wie Anm. 6), Nr. 69-71.

67 Wie Anm. 55.

68 StAS, Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, A 781: Fürst Eitel Friedrich an Kaiser Ferdinand III.,
dat. 24.2.1653.

69 Kraus (wie Anm. 6), Nr. 72.

70 StAS, Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 115, Nr. 136: Beschreibung des Schutz, so Ihrfr.Gn. Ime
ano 1619 in Böhaim vor Budweiß empfangen, dat. 18.9.1650: Von 1647 bis 1649 war Eitel
Friedrich nach eigenen Angaben wegen Beschwerden, die seiner Meinung nach dem Mültz
meistens zuzuschreiben waren, u. a. regelmäßig zu Kuraufenthalten im Theinacher Saurbron-
nen und im Zellerbadt (Bad Zell in Oberösterreich?).

71 StAS, Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, A 859: Prof. Dr. Johann Gerhard, fürstlicher Leibarzt,
an Fürst Eitel Friedrich, dat. Tübingen, 25.4.1648. Aus diesem Schreiben geht hervor, dass der
Fürst aus gesundheitlichen Gründen um einen Termin fürs Purgieren [Reinigen] und Aderlassen
ersucht. Der Tübinger Medizinprofessor empfiehlt ihm darüber hinaus den Besuch eines
guten Sauerbrunnens, am besten in Teinach (bei Calw), und anschließend den Aufenthalt in

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